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Die russisch-schweizerischen Beziehungen sind enger, als viele

Schweizer denken

Die russisch-schweizerischen Beziehungen sind seit Zar Alexander I. und


damit seit über 200 Jahren enger, als viele Schweizer denken mögen.
Michael Ambühl, Staatssekretär des EDA und damit ranghöchster
Schweizer Diplomat, beleuchtet die Geschichte dieser ungleichen
Beziehung, die Wahrnehmung des heutigen Russland durch die Schweiz
sowie die aktuellen wechselseitigen politischen und wirtschaftlichen
Interessen.

Von Michael Ambühl, Staatssekretär beim EDA

Die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte ist ein erster wichtiger


Faktor für ein besseres Verständnis der russisch-schweizerischen
Beziehungen. So ist der Grund für den Besuch des russischen
Präsidenten Dmitri Medwedew nicht zufällig ein historischer: Im
September 2009 jährt sich nämlich die Alpenüberquerung des russischen
Generalissimus Alexander Suworow zum 210. Mal.

Vom Tessiner Architekten Trezzini über General Suworow...

Die russisch-schweizerischen Beziehungen begannen aber schon lange


vor Suworows Alpenüberquerung. So war der erste Baumeister von St.
Petersburg im Jahre 1703 ein Tessiner Architekt: Domenico Trezzini. Das
heutige Weltkulturgut war damals noch ein einziges, riesiges
Sumpfgebiet. Auf einer Flussinsel in der Newa baute er im Auftrag von
Zar Peter I. zuerst die Peter-und-Paul-Festung mit ihrer Kathedrale (in
welcher die meisten russischen Zaren begraben liegen), dann den
Sommerpalast sowie zahlreiche Bauten auf dem damaligen
Hafengelände.

Ein Jahrhundert später stand Suworow an der Spitze der russischen


Streitkräfte, die 1799 als Teil der anti-napoleonischen Allianz die
französischen Besatzungstruppen aus der Eidgenossenschaft zu
verdrängen versuchten. Von Norditalien her gelangte die Suworow-Armee
in die Schweiz und erreichte den Gotthardpass am 24. September 1799.
Die Zusammenstösse mit den Franzosen waren so blutig und die
Alpenüberquerung so strapaziös, dass rund 10’000 von Suworows 25'000
Soldaten auf dem dreiwöchigen Feldzug ums Leben kamen. Am 11.
Oktober 1799 zogen sich die russischen Truppen schliesslich auf
österreichisches Staatsgebiet zurück.

... bis zu Zar Alexander I.

Ein anderer wichtiger Moment der russisch-schweizerischen


Beziehungsgeschichte fällt in die Endphase des napoleonischen
Zeitalters: Nachdem Napoleon militärisch geschlagen worden war, stellte
sich für die siegreiche Allianz die Frage, was aus der postnapoleonischen
Eidgenossenschaft werden sollte. Zar Alexander I. plädierte für eine
eigenständige Schweiz, die nie wieder zum Satelliten von Frankreich,
Habsburg oder einer anderen europäischen Grossmacht werden sollte.

1813 entsandte der Zar einen eigenen Vermittler an die Tagsatzung nach
Zürich, um vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen
Liberalen und Konservativen die Aushandlung einer neuen Verfassung für
die Schweiz zu unterstützen („fazilitieren“ würden wir heute sagen).
Ergebnis dieser Verhandlungen war der Bundesvertrag vom 7. August
1815 – der übrigens erstmals die Aussenpolitik der Kompetenz des
Bundes unterstellte.

Nach 1848, als die Schweiz zu einem liberalen Bundesstaat geworden


war, kühlten sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern
merklich ab. Russland betrachtete die Schweiz als Tummelplatz der
antizaristischen Opposition und hatte damit nicht ganz unrecht: In der
Schweiz fanden besonders viele Zaren-Gegner Zuflucht – Marxisten,
Anarchisten, sozialrevolutionäre Volkstümler und viele weitere mehr. Der
Bekannteste war sicherlich Lenin.

Zwischen Kaltem Krieg und Tauwetter

Mit der Oktoberrevolution von 1917 erreichten unsere Beziehungen einen


Tiefpunkt. Die Schweiz weigerte sich, das neue bolschewistische Regime
anzuerkennen, und pflegte zwischen den Weltkriegen im Gegensatz zu
den meisten europäischen Ländern zwischen den beiden Weltkriegen
keine diplomatischen Beziehungen zu Moskau.

Mit dem Sieg über Nazi-Deutschland avancierte die Sowjetunion zur


Weltmacht, und es erschien unangemessen, mit diesem Staat keine
Beziehungen zu unterhalten. In den Medien der Sowjetunion, die im Krieg
die höchsten Verluste zu verzeichnen gehabt hatte, wurde die Schweiz
um 1945 als Kriegsgewinnlerin dargestellt. Erst nach einigen
diplomatischen Anstrengungen, unter anderem durch Eduard Zellweger,
den Schweizer Gesandten in Jugoslawien, konnten die diplomatischen
Beziehungen wiederhergestellt werden.

Der Kalte Krieg belastete jedoch die Beziehungen trotz ein paar
Tauwetter-Perioden insgesamt erheblich. Eine eigentliche Annäherung
erfolgte erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion: sie führte in
den letzten Jahren zu einer immer intensiveren Zusammenarbeit auf
wirtschaftlicher, kultureller, wissenschaftlicher und politischer Ebene.

Russland in der Wahrnehmung der Schweiz

Der zweite Faktor, der die russisch-schweizerischen Beziehungen


bestimmt, ist unsere Wahrnehmung Russlands. Die Schweiz ist bemüht,
sich ein zeitgemässes Bild von Russland zu machen und nicht in die
Stereotypen des Kalten Krieges zurück zu fallen. Wir halten es
dementsprechend auch nicht für hilfreich, jedes Mal, wenn Spannungen
zwischen dem Westen und Russland auftauchen, den Ausbruch eines
neuen Kalten Krieges an die Wand zu malen.

Russland ist ein Transformations-Land, das sich nach dem Zerfall des
sowjetischen Imperiums in einer völlig neuen Situation wieder fand und
seine politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen
neu definieren musste. Dass dies in einem solch riesigen Land nicht
ohne Spannungen und Verwerfungen vor sich ging, ist eigentlich nicht
verwunderlich. Die Herausforderungen im Bereich der
Regierungsführung, der Rechtsstaatlichkeit und der Menschenrechte
sind daher weiterhin gross.
In unserer aussenpolitischen Beurteilung kennzeichnen vor allem drei
Aspekte die Stellung Russlands in der heutigen Welt:

1. Russland erhebt in jüngster Zeit wieder vermehrt den Anspruch, eine


Macht von globaler Bedeutung zu sein. Es plädiert für eine multipolare
Welt und betrachtet sich offenkundig als einen der Pole eines solchen
Systems. Aussenpolitisch verfolgt Russland einen eigenständigen Kurs,
ohne jedoch pragmatische Bündnisse abzulehnen. Den postsowjetischen
Raum betrachtet Russland weitgehend als „nahes Ausland“, das heisst
als eine Sphäre „privilegierter russischer Interessen“, in welcher der
Einfluss anderer Mächte, namentlich der USA, weniger erwünscht ist.

2. Russland hat in den letzten Jahren ein beachtliches


Wirtschaftswachstum verzeichnet und einen grossen Teil seiner
Auslandsschulden getilgt. Russische Konzerne und Investoren spielen
auf dem Weltmarkt längst eine sehr aktive Rolle. Es ist daher damit zu
rechnen, dass Russland in absehbarer Zeit auch auf der wirtschaftlichen
Ebene zu einem grösseren Akteur avanciert.

3. Russland ist eine Energiemacht. Es ist der wichtigste Erdgas- und der
zweitwichtigste Erdölproduzent der Welt und nimmt auch bei vielen
anderen Rohstoffen einen Spitzenrang ein. Russland ist bereit, sein
energiepolitisches Gewicht auch bei geopolitischen
Auseinandersetzungen in die Waagschale zu werfen.

Die Wahrnehmung der Schweiz in Russland

Umgekehrt lässt sich immer wieder feststellen, dass Russland der


Schweiz ein besonderes Interesse und eine besondere Wertschätzung
entgegenbringt. Diese Einstellung besteht trotz der offenkundigen
Unterschiede zwischen unseren beiden Ländern, die den in Zürich
lebenden russischen Schriftsteller Michail Schischkin einmal dazu
bewegten, die Schweiz als die „Antipoden Russlands“ zu bezeichnen:
Viele bedeutende Russen besuchen die Schweiz und kontrastieren die
schweizerische Kleinräumigkeit und die zurückhaltende Mentalität mit
Eigenschaften wie Weite und Spontaneität, die sie für typisch russisch
halten.
Es ist kein Geheimnis, dass Russland an der Schweiz auf der politischen
Ebene vor allem ihre Neutralität und aussenpolitische Zurückhaltung
schätzt. Die Tatsache, dass die Schweiz weder der NATO noch der EU
angehört, macht sie für Russland zu einem interessanten Dialogpartner
und zu einer „Brücke“ zum Westen.

Unsere politischen und wirtschaftlichen Interessen

Die Schweiz hat ein Interesse daran, ihre politischen Beziehungen zu


wichtigen globalen Playern, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung
und Gewicht gewonnen haben, auszubauen und zu diversifizieren.
Russland ist das flächen- und einwohnermässig grösste Land Europas
mit einer Brückenfunktion nach Asien. Im multilateralen (UNO-) Bereich
ist Russland ein gewichtiger Akteur, bedingt nicht zuletzt durch seine
ständige Mitgliedschaft im Sicherheitsrat. In vielen internationalen
Politikbereichen ist Russland ein wichtiger Partner.

Zum intensivsten Bereich unserer Beziehungen gehört aber die


Wirtschaft: Die Handelsbilanz des letzten Jahres zeigt, dass die Schweiz
2008 russische Güter im Wert von rund 1 Milliarde Schweizer Franken
importiert hat. Im selben Zeitraum exportierten wir Waren für über 3
Milliarden nach Russland. Die Schweizer Exporte nach Russland haben
sich seit 2000 vervierfacht und wuchsen 2008 trotz der globalen
Wirtschaftskrise nochmals deutlich.

Die Schweiz platzierte sich in den letzten Jahren regelmässig auf den
Rängen acht bis zehn der ausländischen Investoren in Russland.
Mittlerweile sind gegen 600 Unternehmen mit Schweizer
Kapitalbeteiligung in Russland tätig. Obwohl die Schweizerische
Nationalbank keine Statistik zu den russischen Direktinvestitionen führt,
können die prominenten russischen Beteiligungen an Oerlikon und Sulzer
als Zeichen für eine zunehmende russische Investitionstätigkeit in der
Schweiz interpretiert werden.

Der Bund bemüht sich, die schweizerisch-russischen


Wirtschaftsbeziehungen weiter zu fördern. Seit 2002 existiert in Moskau
ein Swiss Business Hub, der als Anlaufstelle für Schweizer Unternehmer
in Russland dient. Auf ministerieller Ebene besteht ein gemischter
Wirtschaftsausschuss, in dem regelmässig Fragen der
Wirtschaftszusammenarbeit diskutiert werden. Die Schweiz unterstützt
ferner den russischen Beitritt zur WTO und führt im Rahmen der EFTA
Sondierungsgespräche über ein Freihandelsabkommen mit Russland.

Die Schweiz und Russland brauchen einander

Interessanterweise spielt auch im Energiebereich nicht nur Russland für


die Schweiz eine gewisse Rolle – und zwar als Energielieferant – sondern
auch die Schweiz für Russland: Die Schweiz verfügt nämlich mit Genf
und Zug über zwei wichtige Umschlagplätze für den weltweiten
Rohstoffhandel.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Russland und die Schweiz


auf eine wechselvolle Geschichte mit zahlreichen interessanten
Berührungspunkten zurückblicken können. In den letzten Jahren ist es
uns gelungen, eine auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung
beruhende stabile Beziehung aufzubauen, die sich auch von schwierigen
Momenten wieder erholt. Die russisch-schweizerischen Beziehungen
werden in Zukunft sicher enger und werden unsere beiden ungleichen
Länder zum Vorteil beider Seiten näher zusammenführen.

Weblinks zu Original-Quellen und Quelltexte:

a) Russisches Parlament und Regierung

http://www.duma.gov.ru/, offizielle Website der Staatsduma (Unterhaus


des Parlaments)
http://eng.kremlin.ru/, offizielle Website des Präsidenten (engl./russ.)
http://www.youtube.com/kremlin, offizieller Youtube-Channel des
Präsidenten (russ.)

b) Schweizer Regierung und Dienste mit Russland-Beziehungen

http://www.eda.admin.ch/eda/de/home.html, Eidgenössisches
Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, offizielle Website
http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/dfa/orgcha/secst.html,
Staatssekretariat EDA, offizielle Website
http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/dfa/orgcha/secst.html, Curriculum
Vitae von Staatssekretär Michael Ambühl, offizielle Website
http://osec.ch/internet/osec/de/home.html, Staatssekretariat für
Wirtschaft OSEC, offizielle Website
http://www.eda.admin.ch/eda/en/home/reps/eur/vrus/embmos/ruembh.html
, Swiss Business Hub Moskau</a>, offizielle Website

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