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diese verschiedenen Organismen evolutionär gese- wie: „National Geographic schreibt über den Über-
hen unterschiedlich eng verwandt sind. Es wird gang von behaarten, vierfüßigen Säugetieren zu
suggeriert, hierbei handle es sich um ein Argument Walen: Wale sind Säugetiere mit einigen fischähnli-
gegen Evolution, doch das ist nicht der Fall. Nach chen Merkmalen“ (S. 62). Weiterer Bezug wird im
der Evolutionslehre haben nämlich alle diese Orga- Text auf diesen Satz nicht genommen; ich weiß
nismen eine jeweils gleichlange unabhängige Evolu- nicht, was er soll.
tionsgeschichte hinter sich, so daß die etwa gleich- Unschön ist auch die immer wieder anzutreffende
großen Unterschiede verständlich sind. Man kann Polemik wie „Nur die Vorstellungskraft aus dem
hieraus zwar dennoch ein Argument gegen Evoluti- Reich der Science-fiction kann ein evolutionäres
on ableiten, doch muß dann viel differenzierter argu- Geschehen aus den Daten der Fossilien herleiten“ (S.
mentiert werden; so wie Bliss die Daten präsentiert 68). Nein, so geht es nicht! In Wirklichkeit leugnet
und erläutert, stellen sie Evolution nicht in Frage; der Autor ohne weitere Begründung die pro-evolu-
der Kritiker kann das Argument des Autors schnell tionistischen Argumente wie die Abfolge der geolo-
zunichtemachen. Dieses Kapitel ist voller unver- gischen Systeme mit ihren charakteristischen Fossi-
ständlicher Formulierungen. Beispiel: „Ein Schöp- linhalten.
fungsmodell erklärt, daß die verwandtschaftlichen Nicht viel besser ist das Kapitel über fossile
Beziehungen sich auf bestimmte Familien oder Ord- Menschen und Menschenaffen. Hier wird suggeriert,
nungen wie Mensch, Affe, Hund usw. beschränken die Wissenschaftler würden in den Fossilien nur
würden. Nur dann kann man bestimmen, in welcher sehen, was sie sehen wollen. Richtig daran ist, daß
Beziehung sie zueinander stehen. Dies ist eine wei- die Sichtweise, mit der die Fossilfunde gedeutet
tere denkbare Beurteilung derselben Daten“ (S. 46). werden, die Deutung kanalisiert. Das sollte auch
Auch der wohlwollende Leser wird hier nicht mit- unbedingt herausgestellt werden. Doch ist die Auf-
kommen, wenn er nicht schon weiß oder ahnt, was fassung weit überzogen, Wissenschaftler würden
der Autor meint. Grob falsch ist die Darstellung, das Fossilien umso affenähnlicher machen, je älter sie
Biogenetische Grundgesetz (der Mensch wiederhole seien (S. 86). Einzelargumente werden willkürlich
in der Embryonalentwicklung die Stammesgeschich- herausgegriffen, ohne daß der Blick aufs Ganze (d. h.
te) habe seinen Anfang in einer Fälschung von Ernst das gesamte Datenfeld) gerichtet wird (z. B. S. 90).
Haeckel gehabt. Hier gibt der Autor zu erkennen, Unbrauchbar ist das Argument, Wale und Elefanten
daß er sich nur sehr oberflächlich informiert hat. hätten ein größeres Gehirn als der Mensch, was
Um „Evolutions- und Schöpfungsmechanismen“ zeige, daß Gehirngröße nicht mit Intelligenz zusam-
geht es im sehr kurz gehaltenen 4. Kapitel. Der Autor menhängt. Es ist jedoch bekannt, daß eine Relation
geht nur auf das Beispiel des Birkenspanners und der zwischen Gehirn- und Körpergröße besteht. Beim
verschiendenen Eichhörnchenarten beiderseits des Gehirngrößenvergleich müssen natürlich Organis-
Grand Canyon ein. Viele gute Argumentationsmög- men gleichen Gesamtgewichts verglichen werden.
lichkeiten werden hier ausgelassen. Die angesprochenen Beispiele sollen als Belege
In den nächsten drei Kapiteln werden Fossilien genügen, daß dieses Buch nicht empfohlen werden
besprochen. Die Regelhaftigkeit der Fossilreihenfol- kann.
ge wird geleugnet, die Ordnung der Gesteinsschich-
ten als „erdacht“ behauptet (S. 60). Zusammenhang-
los eingestreut sind Zitate von Gelehrten (wie dem Reinhard Junker
Geologieprofessor D. Ager) oder Zeitschriftenzitate (veröffentlicht in „Info 2/95, Nr. 31, Juni 1995)