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Autobiographie Elisabeth Rieping

Stand / Letzte Aktualisierung durch Elisabeth Rieping 17.11.2007

In ihrer Autobiographie erzählt Elisabeth Rieping über ihre eigene Brustkrebserkrankung, die Brustkrebserkrankungen in
ihrer Familie und sie stellt ihre unterschiedlichen Ansätze zum Thema Brustkrebs zusammen. Sie beschreibt, warum sie sich
einer Radiojodtherapie unterzogen hat. Sie geht in ihrer Arbeit „Brustkrebs als Viruskrankkeit“ möglichen Ursachen auf den
Grund und sie formulierte ihre Kritik an der Chemotherapie bei Brustkrebs. Sie verweist darauf, dass Taxane z.B. bei
vorliegender Epstein-Barr-Virus-Infektion, die sehr verbreitet ist, wenig Aussicht auf Wirksamkeit haben. Sie verweist auf
Zusammenhänge zwischen Schilddrüsenerkrankungen und Brustkrebs und geht auf einzelne Pflanzengifte ein. Außerdem
beschreibt sie ihre Anliegen bei der Arbeit an ihrer Homepage www.erieping.de. Weitere Teile der Autobiographie von
Elisabeth Rieping sind in dem Buch Altgesellen erschienen. Über ihr Leben in den „68ern“ schreibt Elisabeth Rieping
phantasievoll in Strohwaise sucht …. Fortsetzungen dieser hauptsächlich auf ihre Brustkrebserkrankung bezogenen
Autobiographie sind enthalten in ihrem Krebstagebuch und im Neuen Lymphödem. In Die Blaue Blume erklärt sie, welche
Bedeutung die Arbeit an ihrer Homepage und die Beschäftigung mit dem Thema Brustkrebs für sie hatte.

Stichworte: Briefwechsel Dunn, MacMahon, Harald Zur Hausen, Radiojod, Iodine131, Chemotherapie,
Schilddrüsenerkrankungen, Brustkrebs als Viruskrankheit

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Wer bin ich?


Ich werde das oft gefragt, und wie manchmal auffällt, drücke ich mich gern um die Antwort.
Und das wo ich doch so gerne rede und zwar besonders auch über mich selbst. Das liegt
daran, dass es je älter ich werde, immer schwerer für mich wird, das zu beantworten. Denn
ich bin mit Sicherheit ein Mensch mit vielen Facetten. Welche stelle ich ins Licht. Welche
sind so belanglos, dass ich sie im Schatten gut aufgehoben sind?
Forum
Wo ist das Problem?
Man kann über sich selbst auf sehr vielen Ebenen erzählen. Und gerade die eigene Mein Leben
Perspektive ändert sich von Jahr zu Jahr. Gestern habe ich die Einleitung eines Buches über als 68ziger
den Bolschewismus gelesen und der Autor sah sich genötigt, ausführlich darzustellen, dass Nesthocker
er nicht aus einer antisemitischen Familie stammt. wird unter
Autobiographie von Elisabeth Rieping 1
Das kann ich nicht. Ich weiß leider sehr wenig über meine Familie, mein Vater ist sehr früh Strohwaise
gestorben und meine Familie mütterlicherseits ist durch das mutierte BRCA-Gen von so sucht ... und
vielen frühen Todesfällen betroffen, dass ich noch nicht einmal meine Urgroßeltern in den
kennengelernt und sehr wenig Ahnung habe. Altgesellen
beleuchtet.
Vieles muss ich mir jetzt, wo es mich, anders als in meiner Jugend, interessiert, aus vielen Man sieht,
kleinen Hinweisen und Erinnerungen zusammenreimen. Meine Mutter, mit der ich in ihren dass ich es
letzten Lebensjahren viel zusammen und im Gespräch war, wusste um mein Interesse an leicht
unserer Familie. Aber sie hatte sich selbst nie für dieses Thema interessiert und konnte sich genommen
mir zuliebe nur mühsam an Weniges erinnern. Wenn sie merkte, dass ich mich für etwas habe.
interessierte, hat sie mir immer geholfen. Schmerzhaft
e
So erfuhr ich von ihr, als ich schon über 30 war, und mich schon seit Jahren mit Brustkrebs Erfahrungen
und zwar mit dem epidemischen, vermutlich ansteckenden, Brustkrebs befasste, dass die fehlen.
Krankheit auch in unserer Familie auftrat. Wie damals üblich, wurde das für peinlich und Vielleicht
deshalb geheim gehalten. finde ich
Meine Mutter erzählte mir von ihrer älteren Schwester, die sich mit der Krankheit später noch
herumquälte und nach und nach fand ich heraus, dass sie nicht die einzige Betroffene war. Mut dazu.
Auf einmal verstand ich, warum es so wenige Verwandte gab, obwohl meine Großmutter
vierzehn Geschwister gehabt soll. Ich habe keines kennengelernt.

Über sie war nie gesprochen worden.

"Warum?" konnte ich meine Großmutter nicht mehr fragen. Sie war tot und, wie vermutlich
viele ihrer Geschwister, relativ früh verstorben. Und bis jetzt konnte ich über ihre Familie
soviel finden, wie Dick Cheney, der auch einen ellenlangen väterlichen Stammbaum hat,
während die mütterliche Seite im Dunkeln bleibt.

Von den Eltern meines Vaters habe ich immerhin einen sehr langen Stammbaum und es ist
interessant, dass die Kenntnis der Namen mein Verhalten verändert hat. Denn wenn ich
jetzt so Namen wie Geldmacher oder Vesper höre, dann weiß ich, sie sind vielleicht
weitläufig mit mir verwandt. Andererseits weiß ich auch, was es bedeutet, dass dieser
lange, in das 16. Jahrhundert zurückgehende Stammbaum angefertigt wurde: Es muss sich
jemand für die SS beworben haben. Das ist die wahrscheinlichste Erklärung. Und an solchen

Ein Rieping
Autobiographie von Elisabeth Photo
meiner Eltern in den Vierziger Jahren. Arm in Arm auf 2
einem Schwimm-ausflug mit Freunden. Im Hintergrund die
Trümmerlandschaft, in der ich aufgewach-sen bin, ohne sie zu
kleinen Hinweisen muss ich weiter arbeiten.

Aus vielen
Gesprächen sind mir
auch einige spezielle
in Erinnerung
geblieben, warum
gerade die? Ich weiß
es auch nicht. Aber
eine ist wirklich sehr
auffallend. Ich war
etwa vierzehn, als
ich meine
Großmutter, die von
allem die meiste
Ahnung hatte,
fragte: "War hier
mal ein Krieg?"
Diese Frage muss
man sich mal auf
der Zunge zergehen
lassen. Ich bin in
einer
Trümmerlandschaft
aufgewachsen. Alles zerbombt, uns gegenüber ein Flüchtlingslager. Auf der anderen Seite
die Reste der zerbombten Kivittschule, unter der der große Bunker zum Schutz der
Zivilbevölkerung lag. Warum gerade sie zerbombt wurde, und nicht die Krayer Industrie
rundherum, wird wohl mangels Interesse ein Rätsel bleiben. Immerhin, beim Anblick der
Kivittschule hätte ich ahnen müssen, dass die ganzen kaputten Häuser nicht von selbst
umgefallen waren. Habe ich aber lange nicht. Oder ich konnte es nicht einordnen. Vielleicht
habe ich die zerfallenen Häuser auch für Überbleibsel einer lange vergangen Kultur, eines
irgendwann einmal stattgefundenen Erdbebens usw., gehalten. Ich weiß es nicht.

Aber was mir rückblickend doch sehr auffällt, ist, und das ist im Zusammenhang mit

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Der Erlkönig meinem Lebensthema Brustkrebs wichtig: Wie wenig
man das Gewohnte in Frage stellt. Wir alle leben heute
Wer reitet so spät durch Nacht mitten in einer Brustkrebsepidemie. Aber es fällt uns
und Wind? nicht auf. Wir sehen Brustkrebs gar nicht als Epidemie
Es ist der Vater mit seinem Kind; sondern als eine "normale" Krankheit. Dabei gibt es
Er hat den Knaben wohl in dem Brustkrebs nicht überall. Es gibt Länder und Völker,
Arm, die diese Krankheit nicht oder kaum kennen. Das ist
er fasst ihn sicher, er hält ihn uns in der Regel nicht bewusst. Genauso wenig, wie
warm. mir die Trümmerlandschaft um mich herum auf einen
Mein Sohn, was birgst du so Krieg hin deutete. Dass es Länder ohne zerstörte
bang dein Gesicht? Häuser und weggebrochene Obergeschosse geben
Siehst, Vater, du den Erlkönig konnte, war mir bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr
nicht? nie ins Bewusstsein gedrungen.
Den Erlkönig mit Kron und
Schweif? - Auf einmal fiel mir jedenfalls auf, dass irgendwas
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. stattgefunden hatte, was ich vielleicht hätte wissen
- sollen. Auf meine Frage hin hielt meine Großmutter
"Du liebes Kind, komm geh mit inne und sagte: "Ja", und sonst nichts. Sie wartete. Ich
mir! merkte, dass sie auf weitere Fragen eingestellt war.
gar schöne Spiele spiel ich mit Aber welche? Mir fiel aber, außer "Haben wir
dir; gewonnen oder verloren?", nichts ein.
manch bunte Blumen sind an Ich erfuhr, dass wir den Krieg verloren hätten und
dem Strand, zusätzlich, dass Krieg etwas Schreckliches wäre. Und
meine Mutter hat manch gülden das war es. Bei mir zu Hause kam das Dritte Reich
Gewand." nicht vor. Dabei wurde nichts direkt geheim gehalten.
Mein Vater, mein Vater, und Ich bekam zum Beispiel zuhause, nicht in der Schule,
hörest du nicht, das Tagebuch der Anne Frank, las es auch, konnte das
was Erlenkönig mir leise Ganze aber überhaupt nicht einordnen. Gut, Anne
verspricht? - hatte sich vor den Nazis versteckt. Aber das hätten
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein von mir aus gesehen auch die Marsmenschen sein
Kind; können.
in dürren Blättern säuselt der
Wind. -
"Willst, feiner Knabe, du mit mir
gehn?
Autobiographie von Elisabeth Rieping 4
Erstmal interessierte mich eher, ob oder wie Anne einen Freund fand, und nie wäre ich auf
die Idee gekommen, dass die Nazis aus ihrem Tagebuch sich noch mitten unter uns hätten
befinden können. Sie hatten sich ja schließlich nicht in Luft aufgelöst. Aber darauf wäre ich
nie gekommen und mit Sicherheit hätte ich keine in meiner Familie gesucht. Vermutlich hält
man die eigene Familie immer eher für die Guten, wie mir neulich an Peter Finkelgruens
ausgezeichneter Familiengeschichte Erlkönigs Reich auffiel.

Aber der Stammbaum ist da und generell wurde er angefertigt, um in die SS aufgenommen
zu werden. Für normale Zwecke wie die Aufnahme ins Gymnasium brauchte man nur die
Taufscheine von Omas und Opas. Das habe ich aber auch erst vor kurzem erfahren von
einem Ehepaar Kolling, das im Pensionsalter begonnen hat, in Archiven nach der eigenen
Familiengeschichte zu stöbern.

Peter Finkelgruen
Peter Finkelgruens Familiengeschichte wäre für viele schockierend, obwohl in seinem Buch
erst die Anfänge zu Tage treten. In den Buch beschreibt er nämlich, wie er dahinter kommt,
dass seine Großmutter nicht nur die Mutter seiner Mutter war, sondern auch eines Sohnes,
der bei der SS gedient hatte. Für Peter Finkelgruen war das erschütternd, weil seine
Großmutter wegen ihres Zusammenlebens mit einem Juden ins KZ gekommen und da mit
Mühe überlebt hatte. Nach dem Krieg galt sie als Verfolgte des Naziregimes und lebte nach
ihrer Ausreise aus der Tschechoslowakei bei den Verwandten ihre Mannes und Enkels in
einem israelischen Kibbuz.

Trotz des engen Zusammenlebens wusste Peter nicht viel über seine Großmutter und ihre
Familie. Nicht ohne Grund.
Mich regte das an, weiter zu suchen. Mit den im Buch enthaltenen Informationen machte ich
weiter und fand bald mehr heraus. Peter Finkelgruens Großmutter Anna Kraft und ihr Bruder
Adam stammten aus dem kleinen Ort Rosenau in Siebenbürgen. Früh verließ Anna das Haus
ihrer Großeltern, in dem sie aufgewachsen war, und zog zu ihrem Bruder, sie heiratete
einen Fotographen namens Bartl. Mit ihm machte sie ein Fotogeschäft in Karlsbad
auf, bekam zwei Kinder, von denen sie nach dem frühen Tod ihres Mannes den Sohn an die
kinderlose Schwester oder Schwägerin des Verstorbenen Ehemanns abgab, diesen Sohn,
der später zur SS ging.

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Schon diese Familienverbindung hatte Peter Finkelgruen erschüttert, obwohl man seine
Großmutter nicht für die Taten ihres Sohnes verantwortlich machen kann, was er ja auch
nicht tut. Aber was hatten die Geschwister Anna Bartl und Adam Kraft aus Rosenau in
Karlsbad sonst noch gemacht, warum gab es keinen Kontakt zu den Krafts? Am Computer
war es leicht herauszufinden, denn Adam Kraft hatte einen Verlag. Genau genommen nicht
einen Verlag, sondern einen ganz bestimmten, von dem ich nebenstehende
Werke herausgesucht habe. Es gibt mehr, viel mehr, und nach dem Krieg bestand der Kraft
Verlag weiter. Es waren also noch Verwandte da.

Zum Ende ihres Lebens war Anna Bartl in den Tessin gezogen, wo man im damaligen
Telefonbuch auch schnell Krafts finden konnte und hatte Kontakt zu ihrer Familie
aufgenommen. Heute gibt es sie nicht mehr. Peter Finkelgruen, dem ich meine Ergebnisse
mitgeteilt hatte, hatte nach Bartls gesucht und war so nicht fündig geworden. Ob er
nachdem ich im die Ergebnisse meiner Recherchen mitgeteilt hatte, nach seinen
Verwandten von der Kraftschen Seite aus Siebenbürgen gesucht hat, weiß ich nicht. Nach
dem Krieg findet man einen Adam Kraft Verlag in Augsburg und später in Würzburg.

Literaturhinweise rechte Spalte:


Höller, Franz (Hrsg.),Von der SdP zur NSDAP
Ein dokumentarischer Bildbericht. Karlsbad, Adam-Kraft-Verl.1939

Hrsg. vom Sudetendeutschen Hilfswerk in Reichenberg, mit Vorwort von K. Henlein. - Höller war Propagandaleiter für das Sudetenland.

Jahn, Rudolf: Konrad Henlein. Leben und Werk des Turnführers. -


Karlsbad-Drabowitz; Adam Kraft Verlag1938

Mühlberger, Josef (Hrsg. mit Franz Leppa)


Ringendes Volkstum. Vom sudetendeutschen Wesen. Ein Buch tausendjährigen Grenzlanderlebens. Karlsbad, Adam Kraft (1931)

Zillich, Heinrich: Siebenbürgen: Ein Bilderbuch. Augsburg, Adam Kraft Vlg. 1955

Reisehandbuch Siebenbürgen. Würzburg Adam Kraft Verlag 1993

Ungleich schwieriger ist die Suche nach meinen Verwandten, die sich leider nicht
verlegerisch betätigt haben. Aber mir ist klar, dass da vermutlich auch unangenehme
Geheimnisse warten. Der Vater meiner Mutter war im Dritten Reich Betriebsführer der

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Zeche Bonifatius in Essen-Kray. Heute ist mir klar, dass man so einen Posten nicht hätte
behalten oder bekommen konnte, wenn man nicht mit den entsprechenden Stellen
kooperierte. So war der Zeche Bonifatius wohl ein Kriegsgefangenenlager angeschlossen,
vielleicht das nebenstehende in den Schwelmhöfen. Auf dem Gelände der Zeche findet sich
heute das Hotel alte Lohnhalle.

Adressangabe rechte Spalte:


Rotthauser Str. 93a
Zeche Bonifatius Kriegsgefangenenlager
Schwelmhöfe 23 (Betsaal) Adolf Middermann
Heute wird als Adresse der Zeche Bonifatius die Rotthauser Str.40 in 45309 Essen angegeben.

Warum diese alten Kamellen?


Ich hatte schon als Kind das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, was ich vielleicht hätte
wissen sollen. Aber was?
Jedenfalls schälten sich im Laufe meines Lebens zwei wichtige Interessensgebiete heraus,
auf die ich immer wieder zurück kam. Woher kommt der Antisemitismus und woher der
Brustkrebs?

Dass ich später angefangen habe, Biologie und Medizin zu studieren, hing weniger mit
meinen Interessenschwerpunkten zusammen, als mit meinen mangelnden
Lateinkenntnissen. Vom Interesse her hätte ich lieber Geschichte und Deutsch studiert. Ins
Auge gefasst hatte ich wegen besserer Berufsaussichten die Pharmazie. Für alles brauchte
man Latein. Ich sah das auch ein und versuchte, Latein zu lernen. Aber es langweilte mich.
Und ich muss zugeben, dass es mir auch heute noch sehr schwer fällt, etwas zu lernen, dass Mama oder
mich nicht interessiert und so begann ich mit dem Studium der Biologie und Medizin, weil Mamma ist
da nichts weiter gefordert wurde. Nur ein Nomenklaturkurs, in dem man lernen konnte, dass das
ein Gynäkologe ein Frauenarzt war. lateinische
Wort für die
Besonders interessant war die Molekularbiologie, der zuliebe ich Zoologie, Botanik und Brust.
Medizin gerne fallen ließ und bei der ich dann sozusagen kleben blieb. Am Interessantesten
war später das Thema, in dass ich mich für die Diplomarbeit einarbeiten musste, die
latenten Virusinfektionen.

Die latenten Virusinfektionen

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Besonders interessant war die Molekularbiologie, bei der ich dann sozusagen kleben blieb.
Das Thema, in dass ich mich für die Diplomarbeit einarbeiten sollte, betraf die latenten
Virusinfektionen. Es war vor der Entdeckung von AIDS, das damals ja noch nicht bekannt
war, ein Gebiet, dessen Brisanz und Anwendbarkeit ich gar nicht erkannt hatte.
Als latente Viren waren im Wesentlichen die Herpesviren bekannt. Zum Beispiel das
Windpockenvirus, mit dem man sich meistens als Kind infiziert. Jahrzehntelang kann es
dann in Nervenzellen verborgen bleiben und manchmal, meistens wenn durch andere
Krankheiten die Immunabwehr gestört wird, als Gürtelrose wieder ausbrechen.
Meine Aufgabe war, ein latentes Adenovirus zu untersuchen und langsam verstand ich das
Konzept. Dieses Virus saß oft lange in den Rachenmandeln, die auch Adenoide genannt
werden, deshalb Adenoviren, und die Beschwerden treten irgendwann auf, nicht bei der
Infektion, sondern oft Jahre später. In der Zwischenzeit blieb das Adenovirus latent und
machte keine Beschwerden. Es gab also Viren, mit denen man sich infizieren konnte und die
erst nach Jahrzehnten, wenn überhaupt, zu einer Erkrankung führten.

Über das Vorkommen von mit Milch übertragenen Krankheiten haben Jane Plant und Maria
Rollinger ganz interessante Bücher geschrieben. Ich habe unter Diäten angefangen, sie zu
besprechen und bin zwar etwas anderer Meinung. Aber lesenswert sind die Bücher
bestimmt.

Ein Virus, das Brusttumoren überträgt


Lange nach meiner Diplomarbeit, ich hatte inzwischen meine Referendarzeit als
Biologielehrerin hinter mich gebracht, saß ich in der Bibliothek und las Arbeiten eines
kanadischen Arztes, der für die Eskimos zuständig war. Wie ich daraus erfuhr, tobte damals
gerade eine Debatte, in der die Frauen vor dem Stillen gewarnt wurden.
Man hatte als erstes Tumorvirus eines gefunden, das Brusttumore übertrug, nämlich das
Maus-Mammatumorvirus MMTV. Es wurde mit der Milch auf die gesäugten Mäusejungen,
und zwar auf die Jungen der Muttermaus, wie auch auf andere Jungmäuse, die von einer
infizierten Mutter gesäugt wurden, übertragen.
Dieses Mäusebeispiel erregte die Angst, dass es beim Menschen ähnlich sein könnte. Und
Frauen, besonders solche in deren Familie Brustkrebs vorkam, wurden vor dem Stillen
gewarnt.

Schäfer wies dagegen darauf hin, dass seine Eskimos alle stillten und er überhaupt keinen

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Fall von Brustkrebs bei ihnen beobachtet hatte. Sogar zwei Krankheitsfälle, die ihm
beschrieben worden waren, hätten sich bei Nachuntersuchung als durch die Brustwand
gebrochene Tuberkulose herausgestellt.
Er gab zu bedenken, dass Brustkrebs eigentlich nur in Ländern vorkäme, wo nicht gestillt
würde. Deshalb fände er es problematisch, Frauen vom Stillen abzuhalten. Mir war vorher
gar nicht klar gewesen, dass es auch Völker gab, die gar keinen Brustkrebs hatten. Nach
meinen Vorstellungen gab es „normale“ Krankheiten und solche, die in Ländern
vorkommen, in denen es wenig Hygienemaßnahmen, Vitaminmangel und Unterernährung
gibt, Infektionen, die durch Mücken übertragen werden usw.
Dass es auch unsere "normalen" Krankheiten in vielen Ländern nicht gibt, war mir nicht
bekannt und auch nicht bewusst.
Ich hatte sie genauso wenig hinterfragt, wie die Trümmergrundstücke meiner Kindheit. Dass
es anders sein konnte, wurde mir durch die Arbeiten von Otto Schaefer zum ersten Mal
bewusst.

Brustkrebsgeographie Die
Ich begann, mehr über Brustkrebs nachzulesen, und stellte fest, dass er in vielen Brustkrebse
asiatischen Ländern tatsächlich nicht vorkam. Auch bei den meisten afrikanischen Völkern pidemie
war er unbekannt und bei den nach Amerika ausgewanderten Japanern trat er nur auf, wenn
sie schon in Amerika geboren wurden.
Als ich diese Arbeit las, ich meine von einem Autor namens Dunn, war mir klar, was den in
Amerika geborenen Japanern widerfuhr, wenn sie das Licht der Welt in einem
amerikanischen Krankenhaus erblickten. Sie bekamen ein Fläschchen mit einem
Kuhmilchpräparat. Auch wenn die japanischen Mütter meistens, wie in Japan üblich, lange
stillten, der kurze Krankenhausaufenthalt würde genügen, um eine Flaschenmilchinfektion
zu übertragen. Eine Infektion mit einem latenten Virus, das irgendwann nach Jahrzehnten zu
einer Krankheit führte, den ihre Mütter nicht gehabt hätten. Das Brustkrebsvirus musste ein
Kuhmilchvirus sein.
Das kam mir so einfach, so einleuchtend vor. Ich schrieb Dunn und MacMahon, dem damals
bekanntesten und berühmtesten Brustkrebsepidemiologen einen Brief. Dunn schrieb mir
nach Monaten zurück, dass er im Moment sehr wenig Zeit hatte, weil seine Frau krank wäre.
MacMahon schrieb mir erst nach meinem zweiten Brief zurück, in dem Sinne, es könne doch
nicht sein, das wäre doch entsetzlich. Ob mir klar wäre, was es bedeuten würde, wenn es
stimme. Ich dachte, ich versuche es mit den Virologen, die müssten den Zusammenhang

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doch eher verstehen.
In Deutschland fielen mir Harald zur Hausen und Bernd Groner ein. Harald zur Hausen war,
meine ich, am Deutschen Krebsforschungsinstitut in Heidelberg. Ich schickte ihm meine
mittlerweile recht umfängliche Arbeit über die Zusammenhänge des Brustkrebsauftretens,
an der ich sehr lange gearbeitet hatte. Das konnte man auch an der vielen zitierten
Literatur erkennen. Er schrieb mir zurück und schickte mir eine Liste von Literatur über das
Brustkrebsvorkommen weltweit. Literatur, die ich in meiner Zusammenstellung selbst zitiert
hatte und die er mir zu lesen empfahl. Ich hatte den Eindruck, er hatte das, was ich ihm
geschrieben hatte, entweder nicht gelesen oder nicht verstanden. Was ich nicht verstehen
konnte, weil ich die Zusammenhänge für einen Virologen sehr leicht zu verstehen fand.

Und dann kam die Antwort von Bernd Groner, Professor am Georg Speyer Haus in Frankfurt,
aber auf jeden Fall war er damals schon als Experte für Brustkrebsviren bekannt. Es hatte
wesentlich zur Erforschung des Maus-Mammatumorvirus beigetragen und ich dachte, er
muss das doch verstehen. Das ist doch sein Gebiet. Er schrieb mir, ich hatte den Eindruck
wütend, zurück. Es gäbe kein Brustkrebsvirus. Es wäre Jahrzehnte lang danach gesucht
worden und man könnte das Maus-Mammatumorvirus im Menschen nicht finden.
Na ja, das war mir klar. Das Mäusevirus war es ja auch nicht. Wie sollte es in den Menschen
hineinkommen und wieso gerade in reiche und gebildete Frauen, die, wie nicht nur ich
inzwischen herausbekommen hatte, sondern durch die gesamte Brustkrebsliteratur
geisterte, die Hauptbetroffenen dieser Krankheit waren. Ein Mäusevirus hätte doch wirklich
eher arme Leute in Obdachlosensiedlungen und Nissenhütten anstecken müssen.

Maus- oder Rindervirus?


Aber ich merkte an Groners Reaktion, was das Problem war. Viele tüchtige Leute hatten
Jahre ihres Lebens in die Arbeit an dem Mäusetumorvirus MMTV gesteckt und versucht,
seine Spuren im Menschen zu finden. Dann komme ich daher und sage, ihr habt an der
falsche Stelle gesucht. Es ist nicht MMTV. Es ist ein Kuhmilchvirus. Ich weiß nicht welcher.
Aber in der Kuhmilch, da muss man suchen. Ich komme dann gar nicht dazu, das
auszusprechen, so regen sich die Leute auf, die Jahrzehnte ihres Leben in diese Forschung
investiert haben. Das hat keinen Zweck. Ich erinnerte mich an eine Erfahrung meines
Vaters.

Eine Erfahrung meines Vaters

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Meine Mutter hatte eine ziemliche Leidenschaft für Nussnougatcreme. Das Zeug, was jetzt
als Nutella auf dem Markt ist. In den fünfziger und sechziger Jahren gab es das noch nicht in
den Läden zu kaufen. Nur für Bäckereien gab es Nussnougat in kleinen Holzkistchen mit ein
paar Kilo Inhalt. Sie standen bei uns auf dem Kühlschrank und meine Mutter und auch
andere liebten das Zeug. Mein Vater kam auf die Idee, Nussnougat in Gläser abfüllen zu
lassen und an Geschäfte und Bäckereien als Brotaufstrich zu verkaufen. So wie man das
heute auch kaufen kann.
Das führte zu einer unglaublichen Reaktion. Nicht nur, dass er das Zeug nicht verkauft
bekam, er wurde auch ausgeschimpft und angegriffen, regelrecht verteufelt. Er musste das
Ganze schnell wieder einstellen. Warum, blieb uns unklar. Vielleicht hassten die Menschen
kurz nach dem Dritten Reich jedes weitere Experiment. Vielleicht gab es andere Gründe.
Vielleicht war es einfach nicht die richtige Zeit, blieb unser Ratschluss. Wir kamen nicht
dahinter. Und dieses Gefühl hatte ich mit meinem Brustkrebsvirus auch. Das sichere Gefühl,
dass ich bald einen Kopf kürzer sein würde, wenn ich damit weiter machte und mich auf
jeden Fall der Lächerlichkeit preisgäbe. Ich dachte, beschäftige dich lieber mit etwas
anderem. So kommst du nicht weiter. Und die Erfahrungen meines Vaters waren nicht das
einzige Problem.

Mir fiel Ignaz Semmelweiss ein, der herausgefunden hatte, dass das Kindbettfieber oft durch
die Geburtshelfer in den Krankenhäusern übertragen wurde. Er führte das Händewaschen
zwischen den einzelnen Untersuchungen der Schwangeren ein und konnte damit die
Müttersterblichkeit stark senken. Aber er landete in der Irrenanstalt, nicht zuletzt weil er
von seinen Kollegen so angegriffen wurde, dass er schließlich durchdrehte.

Auch Wegener, der die Theorie der Kontinentaldrift gefunden hatte, wurde ja immer so
unsachlich angegriffen und ich ahnte mittlerweile, dass es mir nicht anders ergehen würde.
Ich machte mich auf einen langen Weg gefasst.

Aus Wikipedia zu den Angriffen auf Wegener:


Da Wegener sich stets der Solidität seiner Theorie sicher war, nahm er selbst die teilweise
sehr unsachliche Kritik mit einer erstaunlichen Gelassenheit hin, die ihn auch auf seinen
Grönlandexpeditionen ausgezeichnet hatte. Außerdem durchschaute er die Motive seiner
Kritiker:
Die Leute, die so recht darauf pochen, auf dem Boden der Tatsachen zu stehen und mit

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Hypothesen durchaus nichts zu tun haben wollen, sitzen doch allemal selbst mit einer
falschen Hypothese drin [...] Hätten sie die Verschiebungstheorie schon auf der Schule
gelernt, so würden sie sie mit demselben Unverstand in allen, auch den unrichtigen
Einzelheiten, ihr ganzes Leben hindurch vertreten, wie jetzt das Absinken von Kontinenten.

Hitzesterilisierung
Mir fiel aber auch selbst ein Gegenargument gegen meine Annahme eines Brustkrebs
verursachenden Kuhmilchvirus ein, das schwerwiegend war. Und das war die
Hitzesterilisierung der Säuglingsmilch. Es war ja allgemein bekannt, wie gefährdet Säuglinge
durch Flaschenmilch waren und das Überleben trotz früh einsetzender künstlicher
Säuglingsernährung war im Grunde erst möglich geworden, seitdem man gelernt hatte,
diese gefährliche Form der Ernährung durch die Hitzebehandlung weniger, aber nicht völlig,
ungefährlich zu machen. Die RNA-Tumorviren der Rinder, und solche hatte ich in Verdacht,
waren aber sehr hitzeempfindlich. Sterilisierung würden sie nicht überleben. Und deshalb
wurde ich auch selbst immer unsicherer, ob meine Annahmen Hand und Fuß hätten.
Ich ließ die Angelegenheit für Jahre liegen und dachte, ich mache etwas anderes. Jahre
später, ich weiß nicht mehr, ob durch einen Zeitungsartikel oder ein anderes Ereignis, kam
ich auf die Lösung des Problems.

DNA Proviren
Das Rinderleukämievirus BLV, auf das sich mein Verdacht immer mehr konzentrierte, war ja
in DNA-Form in der Kuhmilch enthalten, und zwar in den Lymphzellen der Milch. Denn die
Milch enthält, wie das Blut, viele Zellen für die Immunabwehr, die Kuhmilch natürlich
Rinderzellen. Deshalb kann die Flaschenmilch für die Säuglingsernährung auch nicht
wirklich adaptiert werden, wie heute immer behauptet wird.
Dann müsste man ja lebende Blutzellen vom Rind oder von Menschen dazugeben, die in der
Muttermilch enthalten sind. Aber vom Rind? Das geht ja nicht wirklich. Aber in der
Muttermilch sind solche Zellen, die für den Säugling vermutlich eine wichtige Funktion
haben, auf die er mit der Flaschenmilch verzichten muss.
In der Flaschenmilch sind also tote Rinderlymphzellen enthalten, die den DNA-Provirus des
Rinderleukämievirus BLV enthalten können. Und DNA-Proviren gehen durch Hitze nicht
kaputt. Sie reichen für die Übertragung des Virus und seiner Krankheiten, wie lange
nachgewiesen ist, aus und zwar gerade für das Rinderleukämievirus BLV, auf das sich mein
Verdacht bald konzentrierte. Dieses Virus ist als normales Virus nämlich recht instabil, es

Autobiographie von Elisabeth Rieping 12


wird normalerweise nur durch Zellen übertragen, wie sie in Blut und Milch enthalten sind,
vielleicht auch im Sperma.
Wohl um nachzuweisen, dass es überhaupt das Virus ist, dass die damit verbundenen
Krankheiten überträgt, und nicht irgendetwas anderes im Blut, hatte man nämlich ein aus
DNA bestehendes Plasmid, also so etwas wie einen Provirus, konstruiert, um zu zeigen, dass
es tatsächlich das Erbmaterial des Virus ist, was die Rinderleukämie überträgt. Die RNA-
Viren, wie auch das bekanntere AIDS-Virus HIV oder HTLV sind nämlich außerhalb von
Zellen sehr instabil und werden gut eigentlich nur durch Milch, Blut oder Sperma
übertragen, wo sie als DNA-Provirus mit den in diesen Flüssigkeiten enthaltenen
Lymphzellenzellen übertragen werden.
Das Maus-Mammatumorvirus, das die Brusttumore bei Mäusen übertrug, wurde ja auch
nicht durch Viren übertragen, sondern mit den Milchzellen der Mäusemutter, die natürlich
auch Lymphzellen enthält. Das war wahrscheinlich der Grund, warum dieses System so gut
funktionierte. Man hatte hier nicht versucht, das Virus zu isolieren und es dann zu
übertragen. Das ist nämlich wohl sehr schwierig und die isolierten Viren gehen dabei oft
kaputt. Als DNA-Provirus in Milch oder Blutzellen lassen sie sich dagegen gut übertragen. So
haben sich diese Krankheiten ja auch ausgebreitet. Bei AIDS weiß jeder, wie es geht und bei
Rindern durch Impfen mit immer der gleichen Nadel und durch das Enthornen der Kühe, das
wohl auch oft sehr unhygienisch durchgeführt wurde, mit den gleichen blutigen Händen
oder Handschuhen. Das Enthornen soll verhindern, dass die Kühe sich gegenseitig bei
Rangordnungskämpfen verletzen, hatte leider aber auch andere Folgen, nämlich das
Weitertragen von Blut übertragenen Infektionen, an die man damals, wie so oft, wenn
man Neuerungen einführt, nicht gedacht hat. Erst später kam man darauf, durch mehr
Sauberkeit diesen Übertragungsweg für die Leukämieviren der Rinder wieder
unzugänglicher zu machen.
Mich hatte das mit dem Lebenszyklus der RNA-Tumorviren mit ihrem stabilen Vorkommen
als Provirus bekannt gemacht. Und mit dem Wissen, dass die sehr hitzeempfindlichen RNA-
Tumorviren in einer hitzestabilen DNA-Form, die für eine Infektion durchaus ausreicht, in
den Milchzellen enthalten sind, begann ich die Problematik wieder zu verfolgen.

Brustkrebskrankheit
Allerdings hatte ich inzwischen ein Vorhaben verfolgt, dass mich in Bezug auf das
Verständnis der Brustkrebserkrankung weiter gebracht hatte. Obwohl Brustkrebs so häufig
ist, kannte ich nämlich niemanden, der Brustkrebs hatte. Das heißt, man muss das anders

Autobiographie von Elisabeth Rieping 13


formulieren. Ich werde Frauen mit dieser so häufigen Krankheit gekannt haben, aber die
haben früher ihre Krankheit geheim gehalten. Es wurde ja nicht darüber gesprochen. Noch
nicht mal von meiner eigenen Tante wusste ich, dass sie betroffen war. Und so stammte
mein ganzes Wissen aus der grauen Theorie, aus Bibliotheken, nicht mal aus dem Internet,
denn das gab es ja auch noch nicht. Deshalb hatte ich mich entschlossen, zu versuchen,
Frauen, die Brustkrebs hatten, sozusagen aus der Nähe kennenzulernen.

Da ich in grauer Vorzeit ja auch mal Medizin studiert hatte, setzte ich mich auf die
Hinterbacken, versuchte flugs die tiefsten Lücken aufzufüllen und meldete mich mit Hilfe
des Buches Staatsexamenswissen auf 1000 Seiten zur Prüfung an.
Ich kam durch. Vermutlich, weil es sich um eine Multiple Choice-Klausur handelte, und weil
ich durch die Molekularbiologie und meine sich allerdings auf die merkwürdigsten
Gegenstände erstreckenden Allgemeinbildung gute Vorraussetzungen hatte.

Wie auch immer, zwischen mir und der ersten Brustkrebspatientin stand nicht mehr viel.
Damals musste man ein Jahr als Arzt im Praktikum arbeiten und ich war natürlich darauf
aus, da etwas über Brustkrebs zu lernen. Zuerst stand die Allgemeinchirurgie an.
Brustoperationen wurden da schon lange nicht mehr gemacht. Die hatten sich bereits seit
einigen Jahren die Gynäkologen gekrallt. Pech für mich. Ich überlegte, wie ich trotzdem in
die Nähe von Brustkrebspatientinnen kommen konnte, denn das war, wie man sich denken
kann, im Grunde das Einzige, was mich interessierte, obwohl, ich die Zeit im Rückblick nicht
missen möchte. Ich war wirklich beeindruckt von der zupackenden Art der Chirurgen. Selten
in meinem Leben habe ich Menschen kennengelernt, die härter, intensiver und
entschlossener handelten und arbeiteten. Und arbeiten mussten.

Die ganze Arbeit, für die der Internist praktisch den ganzen Tag Zeit hat, machten sie
abends, sozusagen nach Feierabend und nebenbei. Also das Lesen der Patientenakten,
Verordnen von Medikamenten und so weiter. Auch die Gynäkologie ist ein chirurgisches
Fach und die Ärzte sind, solange sie am Krankenhaus sind, dauernd am Operieren und es ist
wichtig, sich das vor Augen zu halten. Schon der Rest der Behandlung, abgesehen eben
vom Operieren, läuft nebenbei. Dazu kommt das Diktieren der Arztbriefe, alles nach einem
sowieso schon anstrengenden Arbeitstag, der im Stehen, bei hoher Konzentration und
Belastung verbracht wird. Zum Nachdenken und Forschen hat man da nicht mehr viel Zeit
und wohl auch kaum innere Ruhe.

Autobiographie von Elisabeth Rieping 14


Es ist aber nicht nur die Arbeitsbelastung, die den Chirurgen und vermutlich auch den
Gynäkologen von anderen Wissenschaftlern und Ärzten unterscheidet. Wissenschaftler,
Philosophen usw. überlegen lange hin und her und dann wieder etwas anderes, und am
nächsten Tag denken sie vielleicht, das war alles Quatsch, was ich da zusammengesponnen
habe, mal sehen was der und der dazu schreibt.

Solche Leute gehen nicht in chirurgische Fächer. Sie haben da auch nichts zu suchen. Bis
sie nämlich was gemacht haben, wäre der Patient längst verblutet, das Kind im
Geburtskanal erstickt und so weiter. Sie würden im Operationssaal nicht alt werden. Jeder
Chef würde ihnen früher oder später andeuten, dass sie sich etwas anderes suchen sollen,
schon um das Leben der Patienten nicht zu gefährden. Für die Forschung in der Gynäkologie
ist das natürlich nicht gut. Die Chirurgen sind keine Leute, die sich gerne in Bücher über
alles und jenes vergraben. Ich will nicht so weit gehen zu behaupten, dass Auto, Motor und
Sport ihre einzige Lektüre ist. Das stimmt sicher nicht. Es ist nur die Lieblingszeitung. Klare
Zeichnungen, schöne Bilder, nicht soviel Schwafeltext. Scherz beiseite. Den harten Alltag,
den die Chirurgen durchstehen müssen, hätte ich nicht lange durchgehalten. Brauchte ich
auch nicht. Wir PJler wurden eingeteilt, die Anamnesen zu machen, also die Patienten zu
interviewen und die Krankengeschichten aufzuschreiben. Vermutlich ein Horror für jeden
Chirurgen, der wahrscheinlich die ganze Zeit daran denkt, dass man sich auch kürzer fassen
könnte. Für mich jedoch wunderbar.

Ich hatte mich für die Privatstation für Frauen gemeldet, weil ich hoffte, da wenigstens mal
zufällig auf eine Frau zu stoßen, die Brustkrebs hatte. Denn die Patientinnen, die wegen
Brustkrebs operiert werden mussten, die kamen ja in die Gynäkologie. Ich wurde auf
meinen Wunsch hin, der alle wunderte, auch dahin eingeteilt, denn ich war die einzige, die
dahin wollte. Diese Station galt sowieso als Station des Grauens. Privatpatienten gelten ja
als anspruchsvoll, besserwisserisch und so weiter und dann noch Frauen, die sowieso keine
interessanten Krankheiten haben. Schließlich fahren sie nicht mit dem Motorrad vor den
Baum und trinken auch selten genug, um beim Bierholen die Treppe runter zu fallen. So
stand meinem Wunsch nichts entgegen. Auf die Privatstation für Frauen drängte sich
niemand. Da war Platz frei. Die ersten drei Patientinnen, deren Krankengeschichte ich
erheben sollte, hatten eine vergrößerte Schilddrüse, die operiert werden sollte. Alle drei
hatten Brustkrebs.

Autobiographie von Elisabeth Rieping 15


Brustkrebs und die Schilddrüse
Heute hat jede achte Frau Brustkrebs. Damals war es vielleicht jede zehnte Frau in
Deutschland, die Brustkrebs bekam. Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit hätte bei
zehn Patientinnen mit vergrößerter Schilddrüse eine mit Brustkrebs sein dürfen. Nicht bei
drei Schilddrüsenpatientinnen drei mit Brustkrebs. Ich dachte, entweder ist es einer dieser
ganz seltenen Zufälle. Oder es ist eben kein Zufall, sondern ein Zusammenhang.
Mir war klar, dass es das Beste gewesen wäre, an noch mehr Schilddrüsenpatientinnen zu
kommen. Und da dort dauernd Schilddrüsen operiert wurden, durfte daran kein Mangel sein.
Ich machte mich also an die Krankengeschichten und nahm mir vor, zu versuchen, im Archiv
nach weiteren Akten von Patientinnen mit zu großer Schilddrüse zu suchen. Und zunächst
arbeitete ich an der Aufnahme der Krankengeschichten. Weil es ja alles
Schilddrüsenpatientinnen waren, wollte ich mich gut vorbereiten und las mir noch mal
durch, wie man an eine zu große Schilddrüse kommt, wie sie operiert wird und so weiter.
Der Grund für die Schilddrüsenvergrößerung, die alte Bezeichnung ist Kropf, war leicht zu
verstehen.
Normalerweise nimmt die Schilddrüse Jod aus dem Blut auf, um mit dem Jod das
Schilddrüsenhormon Thyroxin herzustellen. Wenn das Jod knapp ist, vergrößert sie sich, um
mehr Jod aus dem Blut aufnehmen zu können, sozusagen als Gegenreaktion auf den
Jodmangel. Aber warum sollten gerade Brustkrebspatientinnen Jodmangel haben? Ich
versuchte, herauszufinden, was man über die Brust im Zusammenhang mit Jod wusste.

Einiges!

Es stellte sich nämlich heraus, dass die Brust, wie die Schilddrüse, Jod aus dem Blut
aufnimmt und zwar in der Stillzeit. Das Jod wird von der Brust aus dem Blut aufgenommen
und über die Milch an den Säugling abgegeben. Brust und Schilddrüse der Mutter stehen
also in Konkurrenz. Wenn genug Jod da ist, wie das in Ländern mit Jod reicher Ernährung der
Fall ist, dann ist das kein Problem, denn für die Schilddrüse der Mutter und für die Milch ist
genug Jod da.
Diese Situation haben wir heute. Im Moment wird die Nahrung in einem ganz neuen Ausmaß
jodiert. Jodmangel gibt es in Deutschland eigentlich nicht mehr. Viele, die sich damit
beschäftigen, fürchten jetzt eher die Jodvergiftung. Anders war das in Jodmangelzeiten, die
damals noch herrschten.

Autobiographie von Elisabeth Rieping 16


Vor der allgemeinen Jodierung der Nahrungsmittel bekamen besonders Frauen, die viele
Kinder gestillt hatten, leicht einen Jodmangel. Und anschließend eine vergrößerte
Schilddrüse, den sogenannten Kropf. Aber die drei älteren Damen auf der Frauenstation der
Allgemeinchirurgie hatten das Stillalter längst hinter sich. Stillen als Grund für die
Kropfentwicklung schied bei ihnen aus. Ich suchte weiter, guckte in meine
Krankengeschichten nach weiteren Gemeinsamkeiten der drei Frauen, und fand heraus,
dass alle drei nicht nur Brustkrebs, sondern Metastasen hatten.

Ich begann in der Literatur weiter zu suchen und fand heraus, dass die zunehmenden
Jodmangelsymptome, die sich in allerlei Blutwerten zeigten, tatsächlich kein gutes Zeichen
waren.
Aber die Bekämpfung dieses Symptoms brachte es auch nicht. Durch Jod oder Thyroxingabe Thyroxin ist
konnte man zwar den Jodmangel in den Griff bekommen, aber nicht die das Hormon,
Brustkrebsmetastasen. Die Schilddrüsenvergrößerung war also ein unter Fachleuten nicht das die
unbekanntes Symptom, dessen Beherrschung durch Thyroxin für die Brustkrebsbehandlung Schilddrüse
nichts brachte, obwohl das oft vorgeschlagen und versucht worden war. aus dem Jod
macht. Man
Man hatte aber versucht, dieses Symptom, und zwar nicht die Schilddrüsenvergrößerung, gibt es bei
sondern die Jodspeicherung der Brusttumore, zur Diagnose zu nutzen. Davon waren sogar Jodmangel
Aufnahmen angefertigt worden, auf denen man sehen konnte, Brusttumore speichern Jod. lieber als
Die Entwicklung eines Diagnosesystems hatte man aber bald wieder gelassen, die sich Jod, weil das
entwickelnde Mammographie funktionierte viel besser. besser
funktioniert.
Aber immerhin kannte ich jetzt den Grund für die Schilddrüsenvergrößerung speziell bei
Brustkrebspatientinnen. Die Brustkrebszellen nahmen Jod auf und das konnte nicht mehr
heraus, denn der natürliche Ausgangsweg, die Milch, stand ja nicht offen. Stattdessen blieb
das Jod im Tumor und fehlte in der Schilddrüse, die vergeblich gegen die Jodspeicherung der
Brustkrebszellen anarbeitete und dabei immer größer wurde. Eigentlich eine uninteressante
Sache das Ganze. Ich sprach mit einigen über meine Beobachtung, bekam aber den Tipp,
doch besser für mein Examen zu lernen. Wie wahr! Aber ich konnte es nicht lassen. Das
Thema hatte mich schon gepackt.

Behandlung der Jod speichernden Brustkrebsmetastasen


Ich fing an zu grübeln, suchte nach Arbeiten über Jod und Brustkrebs. Mir fiel eine Arbeit aus

Autobiographie von Elisabeth Rieping 17


der Epidemiologie ein. Bei Schilddrüsenüberfunktion kann man mit einem Medikament oder
mit radiaktiven Jod131 behandeln. Das mit dem radioaktiven Jod funktioniert oft besser.
Aber da man um die Jodanreicherung in der Milch wusste und alte Ärzte die Milch ja immer
noch mit der Brust zusammenbringen, hatte man befürchtet, dass das radioaktive Jod nicht
nur in die Schilddrüse geht und sie wenigstens teilweise schwächt oder kaputt macht,
sondern auch in die Brust.

Deshalb verglich man die Brustkrebshäufigkeit von Frauen, deren Schilddrüsenüberfunktion


mit Jod131 behandelt worden war, mit der Brustkrebshäufigkeit bei solchen, die
Medikamente bekommen hatte. Man fand bei den Frauen, die mit Radioaktivität behandelt
worden waren, weniger Brustkrebsrisiko. Daraus hatten die Forscher geschlossen, dass die
Radiojodbehandlung, der man mit sehr viel Skepsis gegenübergestanden hatte,
ungefährlich war.

Ich dachte, es könnte auch bedeuten, dass das Radiojod nicht nur die Schilddrüse, sondern
auch kleine noch unerkannte Brustkrebstumoren abgetötet hatte. Aber dann dachte ich
nach und erinnerte mein weniges Wissen aus dem
Staatsexamenswissen auf 1000 Seiten. Da gab es nämlich einen Jod speichernden Tumor,
das differenzierte Schilddrüsenkarzinom, das Jod speichert. Der Tumor wird operiert, die
Schilddrüse herausgenommen. Und den Metastasen von diesem Jod speichernden Karzinom
bietet man statt normalem, radioaktiven Jod131 an. Das nehmen die Zellen genauso gerne
auf wie normales Jod auf. Sie können es gar nicht unterscheiden und damit werden
verbliebene Krebszellen, Metastasen, dann abgetötet.
Patienten mit diesem Jod speichernden Schilddrüsenkarzinom haben eine fast normale
Lebenserwartung und das kann man von uns Brustkrebspatientinnen leider nicht sagen.
Aber vielleicht könnten sie sie haben, wenn man die gleiche Möglichkeit nutzen würde. Ich
war ganz berauscht von meiner Idee. Heute hätte man nicht mehr darauf kommen können,
weil durch die Jodierung der Lebensmittel kein Jodmangel mehr besteht und eine Frau auch
keine Jodmangelzustände mehr entwickeln würde.
Das heißt nicht, dass die Metastasen kein Jod mehr speichern. Das tun sie sehr wohl.
Ungefähr 80% der Metastasen speichern Jod und das bedeutet, dass ein sehr großer Teil der
Frauen für eine solche Behandlung theoretisch in Frage kämen. Aber das würde nicht zu
einer Schilddrüsenvergrößerung führen und so könnte man heute diesen Prozess nicht mehr
mit unbewaffnetem Auge beobachten, wie ich damals. Abgesehen davon kann man die

Autobiographie von Elisabeth Rieping 18


Jodaufnahme der Brustkrebszellen noch fördern, auch darüber arbeiten heute viele
Arbeitsgruppen. Und es ist möglich, das man so nicht nur die Aufnahme der ohnehin
speichernden Brustkrebszellen verbessert, sondern auch noch gar nicht speichernde
Brustkrebszellen zum Speichern anregt.
Die Jodaufnahme der Brustkrebszellen bietet also eine sehr interessante
Behandlungsmöglichkeit, die sie natürlich nur entfalten kann, wenn sie genutzt wird.

Aber so weit war ich damals noch nicht. Man konnte und musste neben Chirurgie und
Innerer Medizin noch ein Wahlfach nehmen, und ich wählte mit meinen neuen
Erkenntnissen die Nuklearmedizin, weil da die Behandlung der Schilddrüsenkarzinome
gemacht wird. Auch da war es kein Problem, dahin zu kommen, denn besonders die
Behandlung der Schilddrüsenkarzinome gilt nicht gerade als brennend interessantes Gebiet.
Für mich war es das aber schon und ich begann die Literatur zusammenzustellen und ein
Paper daraus zu machen
Ich versuchte sogar, zu berechnen, mit welcher Radioaktivitätsaufnahme man rechnen
könnte. Denn das ist bei der Sache das Problem, es muss genug sein, um die Tumorzellen
abzutöten. Nach den Monaten in der Nuklearmedizin war ich so weit und hatte eine
Übersicht zusammengestellt, in englischer Sprache, und ich habe sie heute noch. Sie hieß:
Arguments for a Therapy of Breast Cancer with Iodine131

Auf Deutsch: Argumente für eine Behandlung des Brustkrebs mit radioaktiven Jod 131.
Leider ist es mir nicht gelungen, die Zeichnung zur Berechnung der Radiojodaufnahme
einzuscannen, und ich habe sie auch etwas geändert, aber nur ein Kleinigkeit. Aber das ist
so ungefähr das, was ich damals zusammengesucht hatte.

Sammlung von Dokumenten von Elisabeth Rieping zu Radiojod

Weiter
Und die Beschäftigung mit der realen Medizin hatte noch etwas anderes bewirkt. Die
ärztliche Tätigkeit begann mich zu interessieren. Ich ärgerte mich, dass ich dieses Studium
nie ernsthaft betrieben hatte und mich deshalb nicht in der Lage fühlte, als Ärztin zu
arbeiten. Denn es ist natürlich ein Unterschied, sich durch ein Examen zu schlängeln oder
echte Menschen zu behandeln. Aber ich war verlockt, an der Idee mit der

Autobiographie von Elisabeth Rieping 19


Radiojodbehandlung zu arbeiten. Deshalb verschickte ich das Papier an die
Nuklearmedizinischen Kliniken. Und eine biss sogar an. Allerdings für eine
Assistenzarztstelle und das traute ich mir einfach nicht zu. Ich hätte gerne die
Radiojodbehandlung als Doktorarbeit oder so etwas gemacht. Aber für die ganze
Verantwortung, die Ärzte nun mal tragen müssen, war mein Schmalspurstudium einfach
nicht geeignet. Fast die ganze PJ-Zeit hatte ich mich nur mit dem Brustkrebs beschäftigt und
zwar mit der Jodaufnahme durch die Brustkrebszellen und der dadurch möglichen
Behandlung. Außerdem hatte ich mich noch mit der Knochenszintigraphie befasst, die in der
Nuklearmedizin viel gemacht wurde. Aber schon die meisten Schilddrüsenkrankheiten und
ihre Messungen und Berechnungen hatte ich weggelassen, zum Beispiel die Hashimoto'sche
Schilddrüsenentzündung, eine merkwürdige Erkrankung, die mich auch damals sicher mehr
interessiert hätte, wenn ich gewusst hätte, wie häufig sie zusammen mit Brustkrebs
vorkommt. Wusste ich aber nicht, und so war sie wie vieles andere meinem Mut zur Lücke
zum Opfer gefallen.
Auch die ganzen Geräte in der Nuklearmedizin waren mir schwer zu verstehen, das war
alles High-Tech und für mich zu high bzw. hoch. Sogar um die Einzelheiten und Finessen der
von allen immer als ganz einfach dargestellten Radiojodbehandlung zu verstehen, hatten
ich viele Monate und geduldige Erklärungen des Chefs gebraucht. Dann hatte ich mich in
der Inneren Medizin noch auf die Chemotherapie der Krebspatienten konzentriert, nicht auf
die normale Innere. Aber die Menschen haben ja auch Zucker oder bekommen einen
Herzinfarkt. Riesengebiete, zu denen mir nicht viel einfiel.
Ich bereute das. Andererseits hat es mir in Bezug auf Brustkrebs geholfen.

Chemotherapie
Zum Beispiel blieb mir nicht verborgen, dass die Chemotherapie, die mich ja sehr
interessierte, noch keine richtige Behandlung, sondern ein Problem war. Auch in die
Chemoabteilung hatte außer mir keine gerne hin gewollt. Ich war die einzige, die sich für
dieses traurige Kapitel interessierte, bei dem man nicht viel Erfolge erwarten konnte. Und
mir fiel schnell auf, dass die Oberärzte der Abteilungen viel weniger von der "Behandlung"
erwarteten, als die dort noch frischen Assistenzärzte.
Obwohl ich damals noch nicht dahinter gekommen bin, dass gerade bei Brustkrebs mit
Metastasen die Erfolge äußerst sporadisch waren, fiel mir die Skepsis der erfahreneren
Ärzte doch auf. Aber ich konnte mir noch keinen richtigen Reim darauf machen. Und dann
kam noch etwas anderes dazu. Denn ich hätte ja, bei ernsthaftem Willen, mein Lücken

Autobiographie von Elisabeth Rieping 20


schließen können, und zum Teil habe ich das auch gemacht. Einfach weil mein Interesse
geweckt worden war und ich anfing, mich für medizinische Themen zu interessieren. Aber
es gab einen anderen Grund.

Ich wollte nämlich jetzt noch, wenn auch sehr spät, wenigstens ein Kind bekommen. Mir war
klar, dass ich aus Altersgründen damit nicht länger warten konnte. Man kann aber nicht
gleichzeitig in der Nuklearmedizin arbeiten und dann auch noch in der Radiojodbehandlung,
und gleichzeitig schwanger werden. Denn das ist viel zu gefährlich für das Kind. Traurig,
aber ich hoffte, im Sinne der Brustkrebspatientinnen, dass wenigstens jemand anders diese
Arbeit in Angriff nehmen würde. Es hatte ja zwei Arbeitsgruppen gegeben, die an der
Jodaufnahme der Brusttumoren zu Diagnosezwecken gearbeitet hatten. Diese funktionierte
nicht, weil die Mammographie viel genauer war und die gutartigen Tumore der Brust auch
sehr gut speichern und man will ja gerade gut- und bösartige Tumore unterscheiden. Das
geht mit Jodaufnahmen nicht.
Deshalb ist die Methode für die Diagnose nicht geeignet. Wohl aber für die Behandlung.

Ich dachte, vielleicht kann ich den Leuten, die an der Nutzung der Jodaufnahme für
diagnostische Zwecke arbeiten, [??] Kontakt aufnehmen. Eine Arbeitsgruppe war in Essen
und eine in New York gewesen. Von dem Typ in Essen bekam ich ohne Weiteres die
Telefonnummer heraus. Aber er reagierte so, wie vermutlich mein Vater reagiert hätte,
wenn man ihm eine Tätigkeit in einer Nussnougatfabrik angeboten hätte. Er winkte ab. Er
hatte kein Interesse mehr an dem Thema.

In New York
In New York gab es noch zwei Leute, die an dem Thema gearbeitet hatten. Ich war froh,
dass ich das Papier gleich in englischer Sprache geschrieben hatte und machte mich auf die
Reise nach New York. Am Albert Einstein College und auf einer Insel vor New York traf ich
tatsächlich noch auf die beiden, die daran gearbeitet hatten, und die auf meinen Plan erst
ungläubig und dann interessiert reagiert haben. Es war eine ältere Ärztin, die in einem
großen Krankenhaus auf einer Art Insel vor New York arbeitete, aber vielleicht keine
Forschungsinteressen mehr hatte und ein junger Arzt mit einer Kippa.

An die Begegnung erinnere ich mich noch heute. Ich wollte dem jungen, schmalen Mann zur
Begrüßung die Hand geben. Daraufhin wurde er rot und machte einen Satz zurück. Ich mit

Autobiographie von Elisabeth Rieping 21


meiner Hand hinterher, weil ich die Situation gar nicht kapierte hatte, worauf er noch
panischer reagierte. Schließlich begriff ich, zog meine Hand zurück und kapierte, was mir ja
auch die Kippa hätte sagen können, nämlich dass er als orthodoxer Jude keiner Frau die
Hand geben durfte. Er hätte sich an mir verunreinigen können. Es ist kein schönes Gefühl,
wenn Leute einem die Hand nicht geben, um sich nicht zu verunreinigen. Ich hatte so etwas
noch nie erlebt und wusste nicht, welche Gefühle so eine Geste im anderen hervorrufen
kann. Ich fühlte mich nämlich gedemütigt. Mittlerweile hatte ich sehr viele Berichte, und
hauptsächlich Autobiographien über die Verfolgung der Juden im Dritten Reich gelesen, die
mir sehr nahe gingen, aber noch nie etwas über die Gefühle der Menschen, die wie ein
Unberührbarer in Indien gemieden wurden. Ich war erschüttert und ich versuchte mehr
darüber herauszufinden. Ich wollte wissen, wie der Antisemitismus entstanden ist und
bemerkte, dass da eine große Forschungslücke besteht. Jeder weiß, dass es ihn gibt, wie er
sich darstellt. Aber warum er sich entwickelte und heute auch besonders in der arabischen
Welt weiterentwickelt, darüber gab es nichts, was mir wirklich eine Erklärung war. Nun kann
man sagen, dass das heute doch vorbei ist und vieles dagegen getan wird. Aber ich habe
das Gefühl, dass das überhaupt nicht der Fall ist und dass sich im Nahen Osten eine
ähnliche Geschichte zusammenbraut, die uns einen dritten Weltkrieg bescheren wird, wenn
sich die Beziehungen zwischen den gegnerischen Lagern dort nicht verbessern.
Und so fragte ich mich, wieso sind sie so am Boden, während bei uns das Einvernehmen
zwischen den Menschen aus aller Welt, die in Deutschland zusammenleben, doch bei allen
Problemen insgesamt immer besser wird? Und weil ich das so wichtig fand und finde, gilt
mein wichtigstes Interesse nach dem Brustkrebs der Analyse der Entstehung des
Antisemitismus mit dem Ziel, besonders im Nahen Osten eine Verbesserung des
Zusammenlebens zu erreichen. Aber trotz dieses nicht angenehmen Erlebnisses hatte ich,
wie ich vor fast fünf Jahren feststellen konnte, eines erreicht.

Am Albert Einstein College wird die Behandlung heute gemacht. Ich begann eine
Korrespondenz und merkte, dass sie da gar nicht mehr wissen, dass ich sie auf Idee
gebracht habe. In Deutschland hat es auch jemand versucht, aber wie? Darauf will ich hier
als erstes eingehen, denn dieser Versuch hätte mich beinahe das Leben gekostet.

Meine eigene Brustkrebserkrankung


Im Juni 2002 war es sehr heiß. Ich stand früh auf, aber wegen der Hitze zog ich mich nicht
gleich an, sondern blieb im Nachthemd. Erst als ich aus dem Haus wollte, begann ich, mich

Autobiographie von Elisabeth Rieping 22


im Badezimmer vor dem großen Spiegel anzuziehen. Es war sehr hell und ohne Probleme
konnte ich auf meinem linken Oberkörper über der Brust, aber viel ausgedehnter und über
die Brust hinausgehend einen leichten roten Schimmer entdecken. Wie ein harmloser
Sonnenbrand. Auf der linken Seite. Ich gehe aber nicht in die Sonne und ausgezogen schon
gar nicht.
Mir war sofort klar, dass es etwas anderes sein musste. Und das er schon einige Zeit da sein
musste. Denn mein Mann hatte mich schon auf die Hautveränderung aufmerksam gemacht.
Aber ich hatte das abgewehrt, gesagt, dass ist wahrscheinlich, weil ich auf der Seite
gelegen habe. Aber heute konnte das kein Grund sein. Ich war schon seit Stunden wach.
Das konnten keine Druckstellen sein. Es musste sich um was anderes handeln. Angesichts
meiner familiären Belastung lag leider eine bestimmte bösartige Form von Brustkrebs nahe.
Leider fiel mir dazu, als hätte ich ein Brett vor dem Kopf, nur ein heute gar nicht mehr
gebräuchlicher französischer Begriff ein. Cancer en Cuirasse, ein ausgedehnter Brustkrebs,
der sich wie das Schild eines Kürassiers um die Brust legt. Es ist eine Spätform des
Brustkrebses, zu der es meist erst kurz vor dem Tod kommt. Was das bedeutete, war mir
klar.

Obwohl ich die Radiojodtherapie als eigenes Projekt zu den Akten gelegt hatte, hatte ich
mich nämlich weiter mit Brustkrebs befasst. Den letzten Teil des PJ hatte ich in der
Abteilung für Chemotherapie verbracht und kannte die Problematik, wenn auch nur in ihren
Anfängen. In Bezug auf Brustkrebs war ich ja nicht ganz so unbeleckt wie die meisten
Anfänger und mir fiel sofort auf, dass die erfahreneren Ärzte, fiel weniger von dieser
Behandlung hielten als die Anfänger. Wenn sie ihre Tätigkeit dort begannen, waren sie
ähnlich dran wie die Patienten, die auch alle in diese Klinik drängten. Sie hielten
Chemotherapie für eine Behandlung. Das ist sie aber für Brustkrebs mit Metastasen nicht.
Und auch in der vor sozusagen vorbeugenden, adjuvanten Form, wo sie eine gewisse
Wirkung hat, muss man sich die Art und Weise, wie diese Behandlung funktioniert, genauer
ansehen. Dann ist man nämlich von vielen Illusionen geheilt.
s. auch Die Erfolge der Chemotherapie gegen frühen Brustkrebs

Die Chemotherapie bei Metastasen


Bei Metastasen ist die Chemotherapie bis heute keine erfolgreiche, sondern nach wie vor
eine experimentelle Behandlung. Also ein Verfahren, mit dem man nach zukünftigen
Erfolgen sucht. Noch hat man die nämlich nicht. Ich hörte das bald heraus. Und auch, dass

Autobiographie von Elisabeth Rieping 23


Brustkrebspatientinnen mit Metastasen normalerweise von einer Behandlung abgeraten
wurde. Denn die Vergeblichkeit ihrer Bemühungen war den erfahreneren Ärzten bekannt,
und ich hatte nicht den Eindruck, dass sie die Frauen aus Experimentierlust in dieses
sinnlose Aberteuer ziehen wollten.
Es war eher so, dass die Chemo oft die letzte Hoffnung der Patientin war und sie mit aller
Kraft auf diese letzte Chance hofften. Ihre Vermutung war traurigerweise, dass man ihnen
als Kassenpatientin diese teuere Chance vorenthielt. Und dagegen konnte man kaum
argumentieren.

Das inflammatorische Karzinom


Der Cancer en Cuirasse war früher kein Prüfungswissen. Man brauchte ihn nicht kennen,
weil man sowieso nichts mehr machen konnte. Aber wie hieß er heute. Ich brauchte eine
Ewigkeit, schien es mir, um im Internet den heute benutzten Fachausdruck
„Inflammatorischer Brustkrebs“, IBC abgekürzt, für Inflammatory Breast Cancer zu finden.
Zu den Einzelheiten vielleicht später, aber es war tatsächlich einer und ich wusste damals
schon, dass eine Chemotherapie bei Metastasen vielleicht einen kleinen Zeitgewinn bringt.
Manchmal wird das ja auch bestritten, wie von Prof. Hoelzel in seinen Spiegelartikel, der
nachgewiesen hat (ich wollte erst schreiben meint, aber es ist ja keine Meinung sondern
Zahlenmaterial), dass die durchschnittliche Überlebensdauer bei metastasierendem
Organkrebs seit der Einführung der intensiven Behandlung nicht zugenommen hat. Sie ist
im Schnitt um zwei Monate gesunken. Aber zwei Monate sagen ja nicht viel. Nachdem der
Artikel erschienen war, hatte ich damals auch nach Möglichkeiten gesucht, die Aussagen
von Hoelzel zu verifizieren, also herauszufinden, ob sie stimmten oder nicht. Und deshalb
hatte ich dann verschiedene Informationen zusammengesucht. Sie widersprachen den
Daten von Hoelzel nicht, wie man unter folgendem Link leicht erkennen kann. Mehr zum
Hoelzel-Artikel aus dem Spiegel: http://www.erieping.de/bkhoelzel.htm

Bei ausgedehntem inflammatorischen Brustkrebs, was ja ein metastasierender Organkrebs


ist, sieht es also schlecht aus, obwohl Brustkrebs ja generell nicht zu den am schnellsten
verlaufenden Krebserkrankungen zählt, wahrscheinlich weil der Weg von der Brust meist in
die Knochen führt und erst dann in lebenswichtige Organe wie Leber und Lunge.

Jedenfalls war mir der Ernst der Lage klar und ich dachte sofort an die Radiojodbehandlung.
Meinem behandelndem Arzt war die Aussichtslosigkeit meiner Situation auch klar. Und als

Autobiographie von Elisabeth Rieping 24


ich ihm erklärt hatte, was ich wollte, erinnerte er sich, dass ein Kollege am
Krebsforschungszentrum in Heidelberg Erfahrung damit hatte und entschloss sich, ihn
anzurufen. Er wäre der Fachmann dafür und würde daran forschen. Das war wirklich mein
Pech, denn er riet ihm nämlich ab. Er hätte es versucht, aber es funktionierte nicht. Er
würde es ja versuchen und so weiter. Aber es ginge nicht.

Auch der sehr jung wirkende Oberarzt, der sein Brot mit meinem
Knochenszintigramm verdienen musste, war total entsetzt über mein Ansinnen, dieses
Knochenszintigramm statt mit Technetium mit Jod131 zu machen. Dann hätte man ja sehen
können, ob der Tumor, der da ja noch nicht entfernt war, Jod aufnahm. Er klärte mich auf,
dass es sich bei Jod131 um einen gefährlichen, radioaktiven Stoff handeln würde.

Als Frau mit Hautmetastasen würde ich mir um Spätschäden keine Gedanken mehr machen
müssen, versuchte ich ihm zu erklären. Für mich wäre doch sozusagen gar nichts mehr
gefährlich, außer dem direkten Sprung vor ein fahrendes Auto oder ähnliche drastisch,
lebensverkürzende Taten.
Aber das beeindruckte ihn nicht. Auch er verwies auf den Kollegen, der daran forschte und
nun gar nicht weiterkäme. "Aber warum forschte er daran, wenn er die Sache für
aussichtslos hält? Warum? Man forscht doch nicht an etwas, was man es für aussichtslos
hält?", fragte ich schließlich schon ziemlich entnervt

Die Antwort machte mich kurze Zeit sprachlos. "Also das ist so. Wenn man weiter kommen
will, dann muss man forschen. Sie kriegen sonst gar keine Stelle an einer Universität! Wir
stehen da ganz fürchterlich unter Druck." So sieht es aus.

Ich habe mich erst aufgeregt und zwar maßlos. Aber dann wurde mir klar, wahrscheinlich ist
es wirklich so. Wer Arzt wird, um kranke Menschen zu behandeln, muss dann forschen, um
eine Stelle zu kriegen, was vielleicht ein Horror für manche ist. So wie es für mich eine
Stelle als Unfallchirurg wäre. Dann werden die Menschen, die gerne behandeln würden, zu
einer Doktorarbeit verdonnert, die sie nicht interessiert und dann machen sie damit oder
mit anderen Themen weiter, die sie auch nicht interessiert, weil sie das müssen, um
weiterzukommen. Man fragt sich, was dabei herauskommen soll. Aber einen
Verbesserungsvorschlag habe ich auch nicht.
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Auch das zur Knochenszintigraphie eingesetzte Technetium ist radioaktiv. Bei der
Mammographie werden Strahlen eingesetzt, sogar Kohlköpfe strahlen. In den Kellern ist
Erdstrahlung, ich glaube Radon. Alles nicht gesund. Aber wenn man Metastasen hat, kann
man das vergessen. Leider. Ein interessantes Buch zu Strahlen gibt es von Gynter Mödder.
Es heißt „Leben mit Strahlen. Risiken und Chancen der Radioaktivität. Verlag: Bund-Verlag
GmbH (1988). ISBN: 3766330233
Bei Metastasen sind die Chancen wichtig.

Der deutsche Versuch mit der Radiojodbehandlung


Immerhin entschloss ich mich, nachzugucken, was der Fachmann für die
Radiojodbehandlung in Deutschland gemacht hatte.
Ich suchte mir in der Bibliothek seine Untersuchungen zusammen und fand heraus, das er
etwas ganz anderes gemacht, als das, was ich vorhatte. Eine Sache, die nach meinem
Wissen über die Molekularbiologie auch gar nicht funktionieren konnte. Aber es war für ihn
vielleicht schwer, darauf zu kommen. Er war nämlich weder Arzt noch Biologie und erst
recht kein Nuklearmediziner. Es war ein Physiker und eine Radiojodbehandlung, die er
jemals gemacht hatte, konnte ich auch nicht finden. Er arbeitete am Transfer der Gene für
die Jodaufnahme in die Leberzelle und damit kam er nicht weiter. Das ist auch kein Wunder,
diese Gene sind nämlich bereits in den Leberzellen. Sie sind da aber stillgelegt, weil
Leberzellen eben keinen Jodtransport machen sollen.
Und wenn man von außen fremde Gene zufügt, werden sie wahrscheinlich auch schnell
stillgelegt und abgebaut. Damit die Leberzelle eine Leberzelle bleibt und nicht zu einer Jod
aufnehmenden Brust-, Magen- oder Schilddrüsenzelle wird.

Diese Ergebnisse hatten also gar nichts damit zu tun, dass die Jodaufnahme in
Brustkrebszellen nicht funktioniert. Er hatte aber noch etwas anderes ausprobiert, was ich
damals nicht gefunden habe. Und zwar hatte man bei Frauen mit Brustkrebs die
Jodaufnahme in die Tumoren gemessen. Das kann man, indem man einfach eine ganz
kleine Menge an radioaktivem Jod nimmt, und guckt, wo sie sich ansammelt. Das kann man
machen, auch um die nötige Dosis zu berechnen. Man ist dann wohl zu dem Schluss
gekommen, dass die Dosis nicht ausreichte. Es war bei einem Vortrag in Heidelberg. Ich
habe dann gleich gefragt, ob sie denn in der Zeit die Antihormonbehandlung ausgesetzt
haben. Denn ohne weibliche Hormone funktioniert es ja nicht. Dabei stellte sich heraus,
dass die Hormonsituation gar nicht beachtet worden war und auch keine hormonelle

Autobiographie von Elisabeth Rieping 26


Anregung der Jodaufnahme gemacht worden war.

Dann funktioniert die Radiojodbehandlung aber nicht. Man muss die Jodaufnahme hormonell
stimulieren und die Schilddrüse ausschalten. Das hat man sich nicht getraut, wie er mir
sagte, um die Patientinnen nicht durch so ein Experiment zu gefährden. Ein
verantwortungsvoller Standpunkt, dem ich meine Hochachtung zollen muss. Trotzdem hat
er hier zu einer verpassten Chance für alle Brustkrebspatientinnen geführt. Und ich frage
mich, wenn er das veröffentlicht hatte, warum hat ihm das keiner gesagt? Vielleicht weil
man sich nicht gegenseitig kritisieren will, um sich keine Feinde am DKFZ zu machen? Ich
weiß es nicht, aber ich fand es schade, wenn auch verständlich. Vielleicht hat er es auch
nicht veröffentlicht, was auch so eine Unsitte ist. Denn auch an ungünstigen Ergebnissen
und deren Diskussion kann man viel lernen, wenn sie ans Licht der Öffentlichkeit dringen.

Wie auch immer, mir hätten diese ungünstigen Vorerfahrungen beinahe die Chance
genommen. Meine einzige Chance. Außer der Haut waren auch Lymphknoten befallen. Es
sah schlecht aus. Um Zeit zu gewinnen, machte ich aus reiner Verzweiflung die
Chemo. Operieren konnte man ja nicht mehr, weil der ganze linke Oberkörper befallen war,
sogar der linke Arm, wie ich an der auch nach Abschluss der Chemo verbliebenden Rötung
sehen konnte, die insofern gar nichts gebracht hatte. Nur meine Haare hatten das Ganze
nicht verkraftet. Aber ich hatte meine Zeit genutzt. Ich fand heraus, dass an vielen Stellen
an dieser Sache gearbeitet wurde, abgesehen vom Albert Einstein Kolleg in New York, aber
nur von Wissenschaftlern und Ärzten, die an Forschung interessiert waren, nicht von
behandelnden Ärzten. Diese forschten an Zellen, Zell-Linien, an Mäusen, Ratten und so
weiter. Aber sie hatten keine Klinik, in der mit den Mengen an radioaktivem Jod gearbeitet
werden durfte, die für die Radiojodbehandlung nötig ist.
Sie hatten aber mittlerweile das Enzym gefunden, das für die Jodaufnahme in Zellen nötig
ist. Sie hatten herausgefunden, dass fast 80% aller Brustkrebse Jod aufnehmen und so
weiter. Kurz und gut, die Sache stand inzwischen auf soliden, wissenschaftlichen Beinen. Ich
kopierte mir ein paar Arbeiten und suchte mir aus dem Internet alle möglichen
Nuklearmedizinischen Kliniken zusammen und arbeitete gleichzeitig ein Art
Behandlungsschema aus.
Ich hatte ja ein wenig Ahnung von der Radiojodbehandlung, weil ich damals an einigen
teilgenommen und mich auch mit Fachleuten darüber unterhalten hatte. Und mir war
dadurch und durch das, was ich gelesen hatte, klar, dass das Wichtigste für den Erfolg der

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Behandlung die Aufnahme von soviel radioaktivem Jod wie möglich durch die
Brustkrebszellen ist.

Das ist auch bei der Behandlung des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms das Problem
und wird dort durch die Entfernung der Schilddrüse und durch hormonelle Stimulation
erreicht. Mir war klar, dass ich die Schilddrüse auch herausnehmen lassen musste. Wenn
man die Schilddrüse belässt, schnappt sie das Jod weg und für die Brustkrebszellen bleibt
nicht viel übrig.
Und die Brustkrebszellen müssen auch hormonell stimuliert werden. Und zwar anders als
die Schilddrüse, für die es andere Hormone gibt, durch Stillhormone. Das ist schon vor
langer Zeit und gut untersucht worden.

Zusätzlich kann man noch ein Vitamin A ähnliches Präparat nehmen. Und zu dem habe ich
mich dann auch noch entschlossen. Ich machte mir also selbst einen Behandlungsplan, ein
Anschreiben für die Ärzte mit eigener Klinik und dann sofort Termine.
Diesmal hatte ich Glück. Sofort dem ersten Arzt war klar, dass ich in meiner Situation keine
Spätschäden mehr befürchten müsste. Ich denke, er war einfach älter und erfahrener und
wusste, dass die Chemotherapie in der Praxis nicht so viel bringt, wie man sich erhofft,
wenn ohne langjährige Erfahrungen durch diese Studienergebnisse geblendet wird.

Auch war mir ja das zarte inflammatorische Karzinom in meiner Haut erhalten geblieben. Es
hatte sich allerdings während der Chemo nicht weiter entwickelt und sogar das war ja schon
ein Erfolg im Vergleich zu den Zeiten vor der Chemo, als die Lebenserwartung in dieser
Situation bei Wochen bis Monaten gelegen hatte. Ich hatte durch die Chemo immerhin
sechs Monate überlebt.
Mir war also klar, ich musste ich mir die Schilddrüse herausnehmen lassen, um Erfolg mit
der Radiojodbehandlung zu haben. Bei meiner Diagnose war das auch kein Problem. Ich
hatte mich als Kollegin vorgestellt. Und deshalb sprach auch der Chirurg recht offen und
meinte, das kann man bei Ihnen als terminalen Heilversuch vertreten. Auch er war der
Ansicht, dass ich auf mögliche Spätschäden keine Rücksicht nehmen müsste, da ich meine
Lebenserwartung nur durch einen Sprung aus dem Fenster noch verkürzen konnte.
Außerdem gibt es in der Praxis kaum Spätschäden der Radiojodbehandlung. Auch die
Schilddrüsenentfernung geht meistens gut. Gefahren liegen in der irrtümlichen
Durchtrennung des Recurrens Nerven. Den sieht man schlecht und da muss der Chirurg

Autobiographie von Elisabeth Rieping 28


aufpassen. Allerdings hat man zwei davon und dass beide bei einer Operation verletzt
werden, ist doch sehr selten.

Dann gibt es noch zwei kleine Körperchen, die mit der Kalziumregulation zu tun haben.
Auch die sollten bei der Operation nicht drauf gehen. Darüber hatte ich mich ja schon
informiert. Es klappte alles wunderbar. Sofort nach der Schilddrüsenentfernung machte ich
die nuklearmedizinische Behandlung und schon wenige Wochen nach der ersten
Radiojodbehandlung, bei der man eigentlich erst mal nur die Reste der Schilddrüse
ausschalten will, war die Rötung verschwunden.

Es blieb nur auf der Szintigraphie ein winziger Punkt in der Nähe des früheren Tumors, der
vielleicht ein befallener Lymphkoten hätte sein können. Deshalb habe ich das Ganze dann
noch zweimal wiederholt. Aber meine Hautmetastasen sind seitdem, also seit mehr als vier
Jahren, verschwunden, und sie haben sich auch nicht mehr gemeldet.

Natürlich verfolge ich die Radiojodbehandlung, auch wie sie von anderen gemacht wird, in
der Literatur. Und wie ich das so mitbekommen habe, macht es bis jetzt keiner so, wie ich
es durchgezogen habe. Also mit Entfernung der Schilddrüse und hormoneller Stimulation
durch Stillhormone und der Vitamin A ähnlichen Retinoidsäure. Was dabei rauskommen
kann, weiß ich nicht. Ich vermute, nicht viel. Nach allem was ich weiß und auch von
Nuklearmedizinern gehört habe, ist die Radiojodbehandlung ohne diese Maßnahmen nicht
erfolgversprechend. Dadurch wird eine wichtige Chance verschenkt. Ich habe damals lange
gebraucht, um die als leicht geltende Radiojodbehandlung zu verstehen. Und mir ist es
gelungen, alles herauszufinden und zusammenzustellen, weil ich vieles andere weggelassen
habe.
Vielleicht ist das nicht möglich, wenn man die ganze Zeit an vielen anderen Sachen arbeiten
und die Forschung nebenbei machen muss. Oft wird Leuten, die sich für Forschung
interessieren, das regelrecht vorgeworfen. Sie sollen ihre Arbeit, das heißt die
Patientenversorgung und an der Uni die Ausbildung der Studenten machen. Und die
Forschung wird als das störende Hobby karrieresüchtiger Ehrgeizlinge gesehen. Unter so
einem Druck zu arbeiten, ist schwer.

Und sonst …
Mich hat die ganze Behandlung natürlich sehr mitgenommen. Die Chemo hatte eine sehr

Autobiographie von Elisabeth Rieping 29


hohe Dosis. Die Radiojodtherapie merkt man ja gar nicht. Man braucht nur diese Kapsel mit
dem Jod131 einnehmen und muss dann in einer Klinik abwarten, bis man nicht mehr strahlt,
um andere nicht zu gefährden, besonders nicht die Kinder werdender Mütter.
Aber trotzdem war die Zeit danach erstmal schwer. Ich wusste ja nicht, ob es funktioniert
hatte. Mein einziger wirklicher Anhaltspunkt, war die verschwundene Inflammation. Und
ansonsten war ich sehr geschafft. Ich erinnere mich an einen sehr heißen Sommer, in dem
ich kaum etwas machen konnte.

Ich konnte irgendwie gar nicht mehr laufen, weil ich so kraftlos war und trieb mich erst nur
im Bett und dann am Computer herum. Nach und nach fing ich an, meine Internetseite
aufzubauen. Dazu musste ich Frontpage lernen, was leichter war, als ich gedacht hatte,
aber leider nur im Rückblick. Währenddessen blieb ich dauernd irgendwo hängen. Aber da
ich nicht viel anders machen konnte, habe ich dann trotzdem weitergearbeitet.
Eigentlich wollte ich nur die Radiojodbehandlung darstellen und meine alte Theorie, dass
der epidemische Brustkrebs bei den Frauen auftritt, die schon als Säugling mit Kuhmilch
und den darin enthaltenen Viren in Kontakt gekommen sind. Aber nach und nach habe ich
dann viele Fragen aus dem Netz und auch andere, die mir im Zusammenhang mit
Brustkrebs auffielen, aufgegriffen.

Das war für mich sehr anregend und hat mich mit ganz verschiedenen Aspekten der
Krankheit und ihrer Behandlung vertraut gemacht. Von: "Woher kommen die tränenden
Augen bei der Chemo?" bis "Wieso haben Frauen mit Brustkrebs so viele
Autoimmunerkrankungen von Hashimoto bis zur Psoriasis und Arthritis?". Zuletzt wurde ich
von katziTatzi auf die Bücher von Jane Plant und Maria Rollinger aufmerksam gemacht.

Jane Plants Buch


Von Jane Plants Buch hatte ich schon vor Jahren gehört, aber Brustkrebs mit einer Diät
anzugehen, kam mir damals wirklich gewagt vor, wie überhaupt jede Naturheilkunde.

Ich hatte aber mal versucht, herauszufinden, ob Jane Plant noch lebt. Damals konnte ich sie
im Internet nicht finden und dachte, na ja. Außerdem hatte ich eine Freundin, die schon
lange vor mir Brustkrebs bekommen hatte und darüber völlig in Panik geraten war. Sie hatte
dann eine Therapeutin in Hawaii aufgesucht, die mit Rückführungen arbeitete und so ihren
Brustkrebs bekämpft. Mir kam das sehr merkwürdig vor und nach einigen Jahren bat ich sie,

Autobiographie von Elisabeth Rieping 30


mir ihre Brustkrebsdiagnose zu zeigen. Das hat sie auch bereitwillig gemacht. Ich merkte
sofort, dass es sich gar nicht um eine histologisch gesicherte Diagnose handelte, sondern
nur um das Ergebnis einer Röntgenuntersuchung, also einer Mammographie.

Dort stand, dass mehrere Tumore hatten gefunden werden können, und das hatte sie so in
Panik versetzt. Denn viele Menschen meinen, ein Tumor wäre Krebs. Tumor ist aber ein
gelehrtes Wort für Knubbel. Also nichts prinzipiell Bösartiges. Es kann sich dann um ein
Lipom, also einen Fettknubbel, handeln oder um ein Fibroadenom, also einen gemischten
Knubbel aus Drüsen und Bindegewebe, der auch nicht tragisch ist. Und es kann auch Krebs
sein. Aber was es wirklich ist, kann man aus der Röntgenuntersuchung nicht sehen. Dazu
braucht man eine Gewebeprobe und die war gar nicht gemacht worden. Im weiteren,
schwer zu lesenden Text, vermutete der Röntgenarzt, dass es sich bei ihr vermutlich um
mehrere gutartige Fibroadenome handeln würde. Das hatte sie aber gar nicht mehr
mitbekommen und auch nicht abklären lassen. Stattdessen hatte sie ihre Stelle gekündigt,
war mit ihren Ersparnissen nach Hawaii und hatte ein neues Leben angefangen. Vielleicht
ein Leben, das besser zu ihr passte, aber das hatte wahrscheinlich nichts damit zu tun, dass
ihre Krankheit zum Stillstand gekommen war. Es wäre vermutlich auch so gut gegangen.
Insofern war ich auch bei Jane Plant skeptisch. Ich vermutete eine ähnliche Geschichte. Jane
Plant wurde zwar schon in der Besprechung als Wissenschaftlerin vorgestellt worden, aber
ich war trotzdem misstrauisch. Auch Wissenschaftler, wenn sie keine Ärzte sind, kennen oft
nicht den Unterschied zwischen Tumor und Krebs. Und ich wollte als erstes wissen, ob Jane
Plant einen Tumor oder Krebs gehabt hatte. Oder war sie vielleicht schon tot? Ich hatte
schließlich schon viele Jahre nichts von ihr gehört.

Ich nahm mir vor, dem nachzugehen, um es dann zu veröffentlichen, damit sich die ohnehin
Brustkrebs kranken Frauen nicht noch unnötig mit so einer einschneidenden Diät quälen
mussten. Denn auf Milchprodukte zu verzichten, ist in unserer Gesellschaft sehr schwer und
sogar teuer. Und für mich zum Beispiel wäre es eine einschneidende Veränderung meines
Lebens.

Deshalb war ich sehr an der Klärung der Frage, ob der Verzicht auf Milchprodukte bei
Brustkrebs vorteilhaft sein kann, interessiert. Einige Frauen im Forum beschäftigten sich mit
Diäten, aber ich hielt mich da herraus, weil ich keine Ahnung davon. hatte. Aber als sich auf
eine Frage dort, von mir oder sonst wem, ob Jane Plant noch lebte, katziTatzi mit der

Autobiographie von Elisabeth Rieping 31


Nachricht, dass Jane Plant noch munter und gesund wäre und noch weitere Bücher
geschrieben hätte, meldete, war mein Interesse geweckt.

Ich bestellte mir ihr altes Buch "Dein Leben in deiner Hand" und nach der Lektüre hatte ich
an ihrem Brustkrebs keine Zweifel mehr. Sie hatte die ganz Tortur der üblichen
Brustkrebsbehandlung außer der Antihormonbehandlung hinter sich gebracht, unter
anderem mehrere Chemos, als sie eine dicke Metastase in der linken Schlüsselbeingrube
entdeckte. Was sie selber nicht wusste, aber jeder Onkologe, also Krebswissenschaftler,
war, dass der Befall der Schlusselbeingrube früher als Hinweis, jede belastende Behandlung
abzubrechen, gedeutet wurde, da dem Patienten nicht mehr geholfen werden kann. Da sie
um Offenheit gebeten hatte, wurde ihr auch gesagt, dass sie auch mit Chemo wohl nur noch
mit wenigen Lebensmonaten rechnen konnte.
In dieser Situation begann sie mit ihrer milchfreien Diät und ist heute noch am Leben und
der Tumor in der Schlüsselbeingrube und die anderen Metastasen sollen verschwunden
sein. Ich will nicht leugnen, dass mir das nach wie vor schwer fällt, zu glauben. Aber ich
konnte in dem, was Jane Plant beschrieb, keinen Fehler finden. Wie Jane Plant ist mir auch
bekannt, dass Brustkrebs nur in Ländern mit Milchernährung von Bedeutung ist. Ich bin
immer davon ausgegangen, dass besonders die Ansteckung mit dem Rinderleukämie-Virus
aus der Milch später zu Brustkrebs führen kann. Man kann dieses Virus im genetischen
Material von Brustkrebszellen auch nachweisen. Wenn so eine Infektion die
Brustkrebsursache ist, ist eine nach dem Ausbruch der Krankheit einsetzende Diät natürlich
sinnlos.

Jane Plant machte dagegen auf die in der Milch vorhandenen Hormone und
Wachstumsfaktoren aufmerksam. Zum Beispiel auf die Östrogene, den Insulin ähnlichen
Wachstumsfaktor und das Prolaktin. Das überzeugte mich nicht. Denn an und für sich muss
man davon ausgehen, dass zwar nicht das Östrogen, wohl aber der Insulinähnliche
Wachstumsfaktor und das Prolaktin Proteinhormone sind, die im Magen-Darmtrakt abgebaut
werden. Aber, so meinte Plant, sie sind ja vermutlich in der Milch, damit sie den Säugling,
und zwar hier das Kalb, erreichen. Es könnte also sein, dass sie gegen den üblichen Abbau
im Magen-Darm -Raum geschützt sind. Diese offene Frage machte mich nachdenklich.
Ich fragte mich, können Hormone, die das Wachstum von Kälbern anregen sollen, die
Brustdrüsenzellen der Frau zur Zellteilung anregen? Für unmöglich hielt ich es nicht.
Allerdings kamen mir die Östrogene in der Milch schon problematisch vor.

Autobiographie von Elisabeth Rieping 32


Ich dachte hin und her und schließlich grub im Forum jemand aus, dass unsere Milch heute
zu einem großen Teil von schwangeren Kühen stammt.

Brustkrebs und die Milch von schwangeren Kühen Diskussion


dazu
Das ist natürlich sehr problematisch. Denn wie alle Frauen, die schon mal schwanger waren,
wissen, wird die Brust in der Schwangerschaft unter dem Einfluss von
Schwangerschaftshormonen tatsächlich größer. Zu den Schwangerschaftshormonen
gehören auch solche, die nicht aus Proteinen bestehen, sondern Steroidhormone wie
Kortison und Progesteron. Die werden nicht im Magendarmstrakt zerstört, sondern gehen
ins Blut über. Wenn das nicht so wäre, könnte man weder Antibabypillen noch Hormone
gegen Wechseljahresbeschwerden einnehmen, sondern müsste sie wie Insulin spritzen.
Besonders die Progesteron ähnlichen Schwangerschaftshormone könnten sehr gefährlich
sein. Erstens sieht man direkt nach Geburten einen Anstieg der Brustkrebserkrankungen,
was nicht sehr bekannt ist. Und zweitens führten auch die Hormonpräparate gegen
Wechseljahrsbeschwerden in denen Progestine enthalten waren, zu eine Anstieg der
Brustkrebserkrankungen.
Dass unsere heutigen Milchprodukte zu einem großen Teil von schwangeren Kühen
stammen, hielt ich erst für ein kaum glaubliches Gerücht. Denn Milchwissenschaftler sind an
und für sich richtige Brustexperten. Wenn man Bücher für Rindermedizin liest, erkennt man
sofort, dass sie sich lesen wie Gynäkologiebücher.
Die Mastitis, also die Brustentzündung, ist eine der wichtigsten Krankheiten der modernen
Kuh und gerade die Milchbildung steht im Zentrum des Interesses. Wie gefährlich die Milch
von schwangeren Kühen für die menschliche Brust sein könnte, müssten sie eigentlich
ahnen, dachte ich in meinem ersten Schreck.
Maria
Brustkrebs bei Tieren Rollingers
Aber - fiel mir ein, es ist natürlich so, dass gerade Kühe keinen Brustkrebs bekommen. Das Buch
ist schon seit langer Zeit bekannt. Denn andere Tiere in menschlicher Obhut, besonders die, 352 Seiten
die im englischen pet genannt werden, also nicht die Haustiere, sondern die Heimtiere, die JOU-Verlag
vom Menschen geliebt, gestreichelt und verwöhnt werden und manchmal als Kindesersatz 2004
dienen, bekommen sehr viel Brustkrebs. ISBN: 30001
Sie bekommen auch Flaschennahrung aus Kuhmilchprodukten, was sie eigentlich nicht 31256
sollten. Immer wieder wird davor gewarnt, Katzen und Hunde mit Milch zu füttern, aber Man kann

Autobiographie von Elisabeth Rieping 33


darin kann man gerade erkennen, wie häufig es gemacht wird. Mittlerweile gibt es sogar das buch
extra Katzenmilch bei Lidl, für Hunde gibt es Aufzuchtsmilch, die auch bei Igeln eingesetzt beiAmazon
wird. Und sogar Igel, und zwar nur Haustierigel, bekommen Brustkrebs. Nicht die Wildtiere, bestellen.
zum Beispiel wilde Katzen, die Luchse, bekommen keinen. Und die Kuh bekommt, wenn es -----------------
ein Rindervirus ist, der den Brustkrebs auslöst, wahrscheinlich deshalb kein --------------
Gesäugekarzinom, weil ein Rindervirus für das Rind selbst ungefährlich ist. Das Buch
Anders Zootiere. Und sie bekommen auch wie andere Tiere, die sozusagen aus von Jane
Zuneigungsgründen in menschliche Obhut geraten, Milch. Plant Das
Erst gerade habe ich wieder von einem mit Falschenmilch großgezogenen Tigerjungen Leben in
gehört, der von der im Zoo verabreichten Falschennahrung als erstes, wie andere Wildtiere deiner
auch, eine Linsentrübung bekam und erblindete. Viele Zootiere sind so unglücklich, dass sie Hand, gibt
ihre Säuglinge nicht nähren. So sind die Zoomitarbeiter gezwungen, die Jungen mit der es überall.
Flaschenmilch aufzuziehen. Ob das wirklich sinnvoll ist, ist die Frage.
Noch problematischer ist es, vielleicht Tierwaisen wie Igel und Elefanten mit Kuhmilch
aufzuziehen und dann wieder freizulassen. Sie könnten von Menschen und Kühen
aufgeschnappte Infektionen unten den Wildtieren verbreiten und unter ihnen wahre
Katastrophen auslösen, wie die Hundestaupe unter Robben oder die für Affen
ungefährlichen AIDS-Viren unter den Menschen, für die sie neu sind.

Insofern halte ich das, was im Moment mit den Igeln gemacht wird, nicht für besonders
sinnvoll.
Der Igel als Kuscheltier

Relativ ungefährlich sind Viren eben nur für die Tiere, mit denen sie schon lange
zusammenleben, so dass sich Gast und der unfreiwillige Gastgeber aufeinander eingestellt
haben. Dabei sollte man im Auge haben, dass es für das Virus auch nicht von Vorteil ist,
seinen Wirt zu ermorden.

So ist das seit langem auf und in uns herumschmarotzende, menschliche Warzenvirus für
uns nicht sehr gefährlich. Bei Hamstern, die neu mit diesem Virus Bekanntschaft machen
und die nicht darauf eingestellt sind, macht es dagegen gefährlichen Krebs. So wie das
Rinderleukämie-Virus BLV im Rind nur manchmal Leukämie verursacht.
Die meisten Rinder werden nach einer anfänglichen Erkrankung damit fertig. Brustkrebs
entwickeln sie überhaupt nicht, obwohl ihre Brustdrüsenzellen auch transformiert und zur

Autobiographie von Elisabeth Rieping 34


Teilung angeregt werden. Bis zum Brustkrebs führt das aber nicht.

Deshalb haben die Tierärzte, die mit Kühen arbeiten, vermutlich nicht viel Ahnung von
Gesäugekarzinomen, wie man den Brustkrebs bei Tieren nennt. Die Kühe kriegen ja keine.
Und deshalb ahnen die auf Haustiere der Landwirtschaft spezialisierten Tierärzte vielleicht
nicht, wie problematisch es sein könnte, den Menschen mit Milchprodukten von
schwangeren Kühen zu versorgen. Denn bei der Herstellung der Milchprodukte aus der
Milch von schwangren Kühen handelt es sich leider wohl nicht um eine unbegründete
Horrormeldung.

Maria Rollinger beschreibt in ihrem Buch genau diese Problematik. Und so muss man sagen,
dass, auch wenn Jane Plant hauptsächlich andere Hormone und Wachstumsfaktoren der
Milch im Auge hatte, besonders die in der Schwangerschaft produzierten Hormone der Kühe
einen unheilvollen Einfluss auf die Zellteilung von Brustkrebszellen haben könnten, nicht
unmöglich ist. Man merkt ja selbst, dass die Brust in der Schwangerschaft größer wird. Oft
ist es das erste Zeichen einer Schwangerschaft

Zur Ernährung mit Milchprodukten


Vielleicht wäre das nicht so problematisch, wenn Milchprodukte nicht mittlerweile mehr als
ein Drittel unserer Nahrung ausmachten. Machen sie aber, so dass eine Frau mit üblichen
Essgewohnheiten täglich einen Cocktail von Brustdrüsenzellen stimulierender Hormone zu
sich nehmen könnte. Ein beunruhigender Gedanke für jede Frau mit Brustkrebs.

Vielleicht hat nicht jede Brustkrebszelle die nötigen Kontaktmoleküle für diese Hormone.
Genau wie es Brustkrebs mit und ohne Östrogenrezeptoren gibt, könnte das auch für
andere Hormone und Wachstumsfaktoren der Fall sein. Deshalb könnte es sein, dass der
eine Brutkrebs auf die Milchhormone angewiesen ist und ohne sie nicht mehr weiter wächst
und der andere nicht. Aber wenn man in aussichtsloser Situation ist, wie Jane Plant damals,
oder keine Probleme mit der Ernährungsumstellung hat, kann eine Frau es schon
versuchen. Für gefährlich halte ich es nicht. Es könnte eher einen Versuch wert sein.

Jedenfalls denke ich nicht nur deshalb heute nicht mehr, dass die Ernährung keinen Einfluss
auf die Brustkrebsentwicklung hat. Vielleicht sind ja auch die Östrogene in der Milch ein
Problem. Das ist schwer einzuschätzen. Aber wenn man sich überlegt, was viele Frauen mit

Autobiographie von Elisabeth Rieping 35


Östrogenrezeptoren auf ihren Brustkrebszellen einnehmen, um die Östrogenwirkung
auszuschalten, wie viele Nebenwirkungen sie dadurch haben und auch was das alles kostet,
und dem gegenüberstellt wie viel Östrogene sie umgekehrt über die Nahrung, ohne es zu
ahnen, einnehmen, dann ist es vielleicht nicht falsch, sich mit dieser Problematik zu
beschäftigen.

Es könnte wichtig sein, zu wissen, in welchen Milchprodukten die Hormone landen, wenn
aus Milch das Milchprodukt wird. Landen sie im Käse, in der Butter oder im Fruchtjoghurt
oder mit dem Milchzucker in der fettarmen Leberwurst? Denn auch die ist oft eine
Art Milchprodukt, was man beim ersten Gedanken gar nicht vermutet wird, und kann
Milchzucker enthalten, wie auch sehr viele Fertiggerichte. Welches von diesen
"Milchprodukten" wegen des Hormon und Wachstumsfaktorgehaltes besonders
problematisch ist, könnte eine beantwortenswerte Frage sein.

Ich weiß es nicht und ich weiß auch nicht, ob es überhaupt jemand weiß. Aber vielleicht
sollte man es wissen. Besonders wenn man Brust- oder Prostatakrebs hat, wie so viele von
uns. Und dann gibt es noch zwei weitere Argumente, über die ich im Zusammenhang mit
den Hormonen in der modernen Milch nachdenke.

Beispiel für hormonelle Förderung von Krebs


Bei Jodmangel soll es sehr viel mehr differenzierte Schilddrüsenkarzinome geben als bei
reichlicher Jodversorgung. Als Ursache vermutet man die Anregung von Schilddrüsenzellen
durch körpereigene das Schilddrüsenwachstum anregende Hormone, die zur Vergrößerung
der Schilddrüse durch Zellteilung führen.
Vielleicht werden aber nicht nur die normalen Schilddrüsezellen angeregt, sondern auch
gelegentlich zufällig entstehende Krebszellen der Schilddrüse. Deren Wachstum zu einem
größeren, sichtbaren Krebsknoten könnte durch die beim Jodmangel ausgeschütteten
Schilddrüsen stimulierenden Hormone gefördert werden.

Ohne die hormonelle Stimulierung würde eine zufällig entstandene Krebszelle sich vielleicht
so selten teilen, dass im Laufe des normalen Lebens das Zellwachstum so langsam abläuft,
dass es keine gesundheitlichen Probleme verursacht. Solche Probleme könnten auch die
Hormone aus der Milch von schwangeren Kühen bewirken, indem sie die selten
entstehenden Krebszellen der Brustdrüse zum Wachstum anregen, so dass man den

Autobiographie von Elisabeth Rieping 36


Brustkrebs mit fünfzig statt mit siebzig, achtzig, neunzig oder nie bekommt.

Erblicher Brustkrebs, häufigeres Ausbrechen der Krankheit


Das nächste Argument speist sich aus einer Beobachtung am erblichen Brustkrebs. Neben
dem epidemischen Brustkrebs gibt es ja den erblichen, der durch Mutationen an
Zellreparatur-Genen verursacht wird.
Es gibt auch Mäuse mit diesen Mutationen. Aber erstaunlicherweise bekommen sie keinen
oder nur ganz selten Brustkrebs, und wie Mary Claire King schon vor Jahren gezeigt hat,
führten diese gleichen Mutationen bei den früh im Laufe des letzten Jahrhunderts geborenen
Frauen seltener zu Brustkrebs.

Das heißt, wenn man im Jahr 1900 mit einer solchen Mutation geboren wurde, kam der
Brustkrebs weit seltener zum Ausbruch als bei einer 1950 geborenen Amerikanerin. Was
hatte sich inzwischen geändert?
Ein Faktor könnte das Ausmaß und die Art und Weise der Milchproduktion sein. Die vielen
Hormone, die durch Zucht und Injektionen, durch das Melken von schwangeren Kühen in
großem Ausmaß heute in den Milchprodukten sind, könnten eine Rolle spielen und zwar
gerade in Amerika, das neben Israel stolz auf die größte Milchleistung pro Kuh weltweit
ist. Zwei Länder, deren Frauen sehr unter der grassierenden Brustkrebsepidemie leiden.
Milchprodukte aus der Ernährung zu verbannen, ist aber wirklich nicht einfach. Und ich weiß
wirklich nicht, ob ich das schaffen könnte. Für mich ist es ja auch nicht wegen der
Brustkrebsmetastasen ein Problem, sie sind ja weg. Aber ich habe Befürchtungen, eine
Linsentrübung zu entwickeln. Meine Mutter und meine Tante bekamen als sie alt wurden,
eine Linsentrübung und bei mir merkte ich sofort nach Tamoxifen-Einnahme ein
Schlechterwerden der Augen. Da die Linsentrübung eine typische, wenn auch seltene
Nebenwirkung von Tamoxifen ist, habe ich das Medikament sofort erschreckt abgesetzt.

Dabei ist Tamoxifen ein bewährtes Mittel zur Antihormonbehandlung von


Brustkrebspatientinnen. Es verhindert die Östrogenwirkung auf die Brustkrebszelle und soll
weniger Nebenwirkungen als die neuen Aromatasehemmer, die im Moment mit aller Macht
in den Markt gedrückt werden, haben. Aber ganz problemlos ist Tamoxifen auch nicht. Ich
habe mich wegen meiner Augen, die unter Tamoxifen sehr schnell schlechter wurden, zur
Entfernung der Eierstöcke entschlossen, was bei Brustkrebs, besonders beim erblichen,
auch noch mehr Vorteile hat.

Autobiographie von Elisabeth Rieping 37


Mehr zu Eierstöcke entfernen oder medikamentös ruhig stellen.

Meine Mutter hat allerdings nie Tamoxifen bekommen. Und bei meiner Tante weiß ich
darüber nichts. Jedenfalls war ich ganz interessiert, als ich in Maria Rollingers Buch über
einen möglichen Zusammenhang zwischen dem massiven Zusatz von Milchzucker zu alle
möglichen Lebensmitteln und Linsentrübung las, wie außerdem, dass Milchprodukte
mittlerweile 37% unserer Nahrungsmittel stellen. Abgesehen vom Hormongehalt, könnte in
dieser Beziehung auch der Milchzucker eine Rolle spielen. Und zwar nicht der Milchzucker
direkt, sondern sein Abbauprodukt, die Galaktose.

Galaktose, das giftige Abbauprodukt des Milchzuckers

Milchzucker besteht aus zwei Einzelzuckern, der Glukose und der Galaktose (Galactose). Die
Galaktose ist sehr giftig für den Menschen und deshalb haben wir Menschen in der Regel
Enzyme, die sie sofort in die ganz ähnliche, aber ungiftige Glukose umbauen. Dann ist das
Problem aus der Welt geschafft. Es gibt wenige Menschen, die das nicht können. Sie
bekommen eine Galaktosevergiftung und entwickeln durch diese Galaktosevergiftung
Störungen des Nervensystems bis zum völligen Verlust des Verstandes, eine Linsentrübung
und einiges mehr. Deshalb wird jeder Säugling getestet. Und wenn er die Galaktose nicht
abbauen kann, muss er eine Diät einhalten.
Die allermeisten Menschen können aber Galaktose, die ja auch im Milchzucker der
Muttermilch vorkommt, gut abbauen. Aber auch in diesen Mengen, wie sie heute in der
Nahrung des Erwachsenen vorkommen? Wie Rollinger meint, ist es sehr neu für den
Menschen, sich zu 37% von Milchprodukten zu ernähren.
Milch war früher so teuer, dass sie selten auf den Tisch kam. Heute sind die aus ihr
hergestellten Produkte eine ganz wichtige Lebensgrundlange. Aber es ist die Frage, ob wir
von unserer Enzymausstattung her darauf ausgerichtet sind, die heute üblichen Mengen an
Milchzucker und Galaktose zu verarbeiten. Oder haben so viele alte Menschen
Linsentrübungen, weil sie Galaktose zwar abbauen können, aber nicht in den Mengen, wie
sie heute anfällt? Möglich ist das. Und ich versuche gerade, herauszufinden, ob etwas
darüber bekannt ist. Denn ich möchte dem gerne aus dem Weg gehen.

Allerdings ist es sehr schwer für mich, meine Essgewohnheiten zu verändern. Ich habe

Autobiographie von Elisabeth Rieping 38


versucht, Butter durch Erdnussbutter zu ersetzen und sofort, beim Durchlesen der
Inhaltsangabe, gemerkt, dass Milchzucker zugesetzt wurde. Dazu kam die Erdnussbutter
samt ihrem Milchzucker noch aus USA. Das heißt, so könnte man sich vielleicht auch noch
mehr einfangen. Denn die amerikanische Milch ist nicht frei von Rinderleukämievirus. Da
drüben wird gar nicht auf Leukose getestet.

Ich glaube zwar immer noch, dass das Rinderleukämie-Virus weniger für Erwachsene wie
mich, als für Säuglinge gefährlich ist. Aber ich frage mich, warum wir so viel Geld ausgeben,
um unsere Rinder leukosefrei zu bekommen und dann amerikanische Milchprodukte
importieren.

Das Rinderleukämie BLV


Dabei standen die Amerikaner dem Rinderleukämie-Virus auch kritisch gegenüber. Man
hatte herausgefunden, dass dieses Virus, das BLV-Virus, Leukämie, also einen Blutkrebs bei
Rindern, überträgt. Und deshalb fand man es schon gefährlich, dass es in der Milch, die für
die menschliche Ernährung benutzt wird, vorkommt.
So versuchte man schon früh, herauszufinden, ob Gefahren mit der Anwesenheit dieses
Virus in der Milch verbunden sind. Man suchte im Blut von Leukämiekranken, im Blut von
Molkereiarbeitern und so weiter. Ohne Erfolg. Das ist aber lange her und passierte zu einer
Zeit, als die Tests noch sehr grob waren und man Viren nur fand, wenn sie eine dicke, fette,
deutliche Immunreaktion auslösten. Denn damals konnte man nicht auf Viren direkt testen,
sondern nur auf die Immunantwort des infizierten Menschen. Blieb diese aus, konnte man
ein Virus nicht finden.
Auch in den Wochen von der Infektion bis zur Immunantwort war man in Unwissenheit.

Wenn man sich zum Beispiel als Säugling mit etwas infiziert, dann reagiert der Körper oft
nicht mit einer so ausgeprägten Immunantwort, weil ja er erst lernen muss, Eigenes und
Fremdes zu unterscheiden. Es ist vermutlich einer der vielen wichtigen Aspekte der
Muttermilch, dass der Säugling lernt, was Mensch [Eigenes] ist. Stattdessen lernt er durch
die künstliche Säuglingsnahrung, dass Kuhproteine samt der enthaltenen Kuhviren das
Eigene sind. Ein Irrtum, der Folgen hat, die vielleicht noch nicht gar nicht alle bekant sind.
Denn in Bezug auf mache Krankheiten wird erst jetzt untersucht,
welche späten Erkrankungen mit der künstlichen Säuglingsernährung in Zusammenhang
stehen könnten. Und da erlebt man wirklich Überraschungen, sogar ich als jemand, der sich

Autobiographie von Elisabeth Rieping 39


schon lange mit dem Thema beschäftigt.

Ich habe hier zwei neuere Untersuchungen zu dem Thema aufgeführt, an denen am meisten
erstaunt, dass sie erst heute, über hundert Jahre nachdem mit der Flaschenernährung im
großen Stil angefangen wurde, gemacht werden, s. dazu
http://www.erieping.de/flaschenkinder.htm

Jedenfalls konnte in den frühen Untersuchungen zur Infektion des Menschen mit dem
Rinderleukämie-Virus nichts gefunden werden. Das hat sich aber gewaltig geändert. Und
zwar wurde von Gertrude C. Buehring nachgewiesen, dass sich das Erbmaterial des
Rinderleukämie-Virus in Brustkrebszellen nachweisen lässt. Sie hat dies sogar vor Jahren auf
dem großen Düsseldorfer Brustkrebskongress vorgetragen, man muss den Veranstalter
dafür wirklich danken. Aber leider scheint die Bedeutung dieses Fundes am Auditorium
deutscher Gynäkologen spurlos vorübergegangen zu sein. Gertrude C. Buehring war nicht
die Erste und Einzige, die das Brustkrebsvirus des Menschen gefunden hat. Sie ist aber die
Erste, die gezeigt hat, dass das Brustkrebsvirus des Menschen das Rinderleukämie-Virus
BLV ist. Schon viel früher, nämlich 1977, gelang es, den Brustkrebs des Menschen auf
Mäuse zu übertragen. Aber nur drei Prozent der infizierten Mäuse bekamen Brustkrebs. Die
meisten die infizierten Mäuse, die einen Tumor bekamen, erkrankten nicht an Brustkrebs,
sondern an Lymphomen, ähnlich wie infizierte Rinder. Und damit konnten die Forscher
nichts anfangen.

Die Arbeit wurde in dem von Virchow gegründeten Archiv für Geschwulstforschung
veröffentlicht. Aber auch dort konnte keiner der Leser mit den Ergebnissen etwas anfangen.
Ende der 1980er Jahre gelang es dann einer Gruppe an der Uni Liverpool um den
Gynäkologen und Forscher AlSumidaie erneut, ein RNA-Tumorvirus aus dem Blut von
Brustkrebspatientinnen zu isolieren. Sie waren vorsichtig und nannten die Isolate nicht
Brustkrebsviren, sondern Partikel im Blut von Brustkrebspatienten. AlSumidaie hatte einen
ungewöhnlichen Weg beschritten. In Blut befindenden sich immer Monozythen. Das ist eine
Untergruppe der weißen Blutzellen. Die Monozythen von Brustkrebspatienten haben aber
eine Eigenheit. Die Monozythen vom Brustkrebspatienten schließen sich oft zu Synzythien
zusammen.

Als Brustkrebspatientinnen kennen wir solche Synzythien, nämlich die Osteoklasten, die die

Autobiographie von Elisabeth Rieping 40


Knochen auflösen, in denen sich dann später die Brustkrebsmetastasen ansiedeln. Den
Liverpoolern muss wohl bekannt gewesen sein, dass es Viren gibt, die diese
Synzytienbildung verursachen. Ganz bekannt ist das Sendaivirus, das oft benutzt wurde, um
Zellfusion zu bewirken. Aber auch das Rinderleukämie-Virus BLV hat diese Eigenschaft, die
anfangs sogar benutzt wurde, um eine Infektion durch das Virus im Rind zu diagnostizieren.

Von BLV wussten die Liverpooler wahrscheinlich nichts, nur eben, dass es sinnvoll sein
könnte, nach einem Virus zu suchen, wenn man auf diese großen Zellverbände namens
Synzytien trifft. Da sich im Blut direkt wohl keines finden ließ, züchteten sie die Monozythen
an und siehe da, die Monozythen von Brustkrebszellen produzierten nach wenigen Tagen
Partikel, die im Elektronenmikroskop nach RNA-Tumorviren aussahen. Da es mit dem
Aussehen bei Tumorviren so eine Sache ist, wiesen sie noch nach, dass diese Partikel ein
bestimmtes für RNA-Tumorviren typisches Enzym hatten, nämlich die Reverse
Transkriptase. Die Arbeit, veröffentlicht im Lancet, erregte ziemliches Aufsehen und mit
einer gewissen Verspätung bekam ich sie auch in die Finger. Ich entschloss mich, mich mit
den Autoren in Verbindung zu setzen und nahm auch meine Arbeit über den
Zusammenhang zwischen der Säuglingsernährung mit Kuhmilchpräparaten und Brustkrebs
mit.

Denn wenn man ein Virus im Blut von Brustkrebspatientinnen findet, dann stellt sich ja als
nächstes ja wohl die Frage, wie kommt es da rein? Jedenfalls fragt man sich das als
Epidemiologin. Bei AIDS und anderen Viruskrankheiten verhält es sich auch so. Da kann
man erkennen, welchen Schwung diese Erkenntnis nicht nur für die Behandlung, sondern
auch für die Vermeidung von Krankheiten bringen kann. Bei Brustkrebs aber ist dieser
Gedanke ganz aufgegeben worden.

Alle setzen voll auf Früherkennung, und Vermeidung und die Möglichkeiten, die sich
entwickeln würden, wenn an dem nicht nur von Gertrude C. Buehring nachgewiesenen
Brustkrebsvirus gearbeitet würde, werden nicht genutzt. Ich schiebe das hier ein, weil sich
manche vielleicht fragen, wofür das überhaupt wichtig ist, ob eine Krankheit durch Viren
oder sonst was ausgelöst wird. Das ist eben gerade praktisch sehr wichtig, weil es neue
Handlungsmöglichkeiten bietet und deshalb durchaus nicht nur ein akademisches Problem,
das gut und gerne noch ein paar Jahrzehnte im Elfenbeinturm schlummern kann.

Autobiographie von Elisabeth Rieping 41


Wegen dieser Perspektiven waren viele Brustkrebsforscher an dieser Arbeit sehr
interessiert, zumal sie auch noch in anderer Weise einen Zusammenhang wahrscheinlich
machte. So hatten auch etwa 10% der Frauen, die noch keinen Brustkrebs hatten, das Virus
im Blut, was auch zu erwarten ist, wenn das Virus die Brustkrebsursache ist. Denn dann ist
zu erwarten, dass das Virus im Blut von den etwa 10% der Frauen ist, dem Anteil der
Bevölkerung, die perspektivisch in England erkranken wird. Und es hatten nicht alle Frauen
[mit Brustkrebs] das Virus, denn es gibt ja auch einen kleinen Anteil von Frauen, die
erblichen Brustkrebs haben. Ich machte mich also auf die Reise nach Liverpool und wir
besprachen die Ergebnisse. AlSumidaie gab mir sogar ein paar Virusproben und ich dachte,
jetzt ist die Sache auf dem Weg und es geht endlich vorwärts. Mitnichten, von der
Arbeitsgruppe war nichts mehr zu hören. Ich glaube, im Zusammenhang mit meiner
eigenen Erkrankung gab ich nach langer Zeit mal wieder das Stichwort Breast Cancer Virus
in den Computer ein und fand viele Berichte darüber, dass er noch immer nicht gefunden
war.

Ich war platt. In den Berichten war zu lesen, dass die Experimente von AlSumidaie und
Kollegen wiederholt worden waren und dass die Experimente nicht funktioniert hatten. Trotz
schlechter Gesundheit schlumpfte ich in die Medizinische Zentralbibliothek vor meiner
Haustür, was mich eine Kraft kostete, die ich kaum aufbringen konnte und suchte mir die
Arbeiten der Kollegen heraus, die gescheitert waren. In der ersten stand praktisch: "Es
klappt nicht." Damit kann man natürlich nichts anfangen. Aber die Zweite war sehr
ausführlich. Sie stammte von einer Arbeitsgruppe aus den Wellcome Research Laboratories
in Beckenham in Kent. Der Autor L. P. Kahl hatte ansonsten mit Leishmanien gearbeitet und
berichtet ausführlich von seinem Experiment, so dass es mir gelang, herauszufinden, was er
falsch gemacht hatte. Es war leicht zu erkennen und ich wunderte mich sehr, dass bis dahin
niemand dahinter gekommen war.

Wenn man Monozyten züchtet, und das muss man ja, denn Viren zeigen sich erst nach ein
paar Tagen Aufenthalt im Reagenzglas, dann ist das nicht so einfach. Monozyten brauchen
verschiedene Hormone und Wachstumsfaktoren, sonst gehen sie zugrunde und deshalb
muss man Serum zugeben. Auch AlSumidaie und Kollegen hatten das gemacht und zwar
hatten sie Kälberserum genommen. Kälberserum wird von gesunden Kälbern einzeln
abgefüllt, im Prinzip wie die Milch zum menschlichen Verzehr, die von vielen Kühen
zusammengeschüttet wird und in der sich mögliche Infektionsquellen prima ausbreiten

Autobiographie von Elisabeth Rieping 42


können. Kahl und Mitarbeiter hatten gesammeltes Frauenserum, gemixt aus dem Serum
von vielen Frauen, verwendet. Da jedes zehnte Serum im Schnitt durch Brustkrebsviren
kontaminiert ist, bekamen sie durch das Sammelserum natürlich eine vollständige Infektion
sämtlicher Monozytenkulturen. Also sie fanden in allen Proben die Synzytienbildung, die auf
Viren schließen lässt, denn es waren ja sämtliche Proben durch das Sammelserum
verunreinigt. Das ging durch die Presse und hat die an der ursprünglichen Untersuchung
beteiligten Forscher wahrscheinlich ihre Karriere gekostet. Nachdem ich den Fehler
gefunden hatte, versuchte ich ALSumidaie zu erreichen. In Liverpool wusste man nicht, wo
er steckte.
Das ganze Thema war den Leuten peinlich. AlSumidaies Karriere war offensichtlich beendet.
Vermutlich ist er als Betrüger überall unten durch. Bis heute ist es mir nicht gelungen, ihn
zu finden. Es ist schrecklich. Wenn ich daran denke, wird mir ganz schlecht.

[… ]

Aber noch trauriger ist diese Sache außer für Al-Sumidaie für die Frauen, die der
Brustkrebsepidemie zum Opfer fallen. Denn wenn man weiß, woher die Krankheit kommt,
könnte man viel besser behandeln. Wenn man Brustkrebs mit AIDS vergleicht, sieht man
sofort den Unterschied bei den Ergebnissen. Während es bei Brustkrebs überhaupt nicht
weitergeht, kommt man bei AIDS in Siebenmeilenstiefeln voran. Noch schlimmer sieht es
beim Eierstockkrebs aus, […] Weil er im Bauch sitzt, wird er selten früh erkannt und bei
späten Eierstockkrebs wird zwar die Chemo versucht, hat aber gar keinen Erfolg.
Wahrscheinlich kommt er ebenso zustande wie Brustkrebs und könnte genauso vermieden
werden. Aber weil die betroffenen Frauen oft schnell tot sind, erregen sie viel weniger
Aufsehen und man kann sicher sagen, dass beim Eierstockkrebs gar nichts läuft. Dabei
sterben jedes Jahr weniger als 700 Menschen in Deutschland an AIDS, aber 7000 Frauen an
Eierstockkrebs. Und da kann man sich mal selbst fragen, wovon man mehr hört.

Das Wichtigste ist natürlich die Krankheitsvermeidung für die nächste Generation. Aber
auch für infizierte Frauen kann es etwas bringen, wenn man die Ursache der Krankheit
kennt. Bei Brustkrebs wurde diese Chance mehrfach verpatzt und das baden wir immer
noch aus.

War es wirklich ein Virus, das in Liverpool entdeckt worden war?

Autobiographie von Elisabeth Rieping 43


Als ich damals nach Liverpool fuhr, um mich mit dieser Gruppe auszutauschen, war ich
ziemlich sicher, dass sie das richtige Virus gefunden hatten. Und das hatte noch einen
weiteren Grund. Ich habe mich lange mit Al-Sumidaie unterhalten. Er hat mir gezeigt, wie
sie das Virus isolierten und so weiter. Und zum Schluss hat er mir das Virus geschenkt:
Einmal das Virus und einmal virusinfizierte Zellen in zwei Plastikröhrchen, die ich in meine
Hosentasche steckte.
Als ich im Flugzeug saß, dachte ich an eine Sache, die mir Al-Sumidaie noch erzählt hatte.
Er hatte zwei Mal versucht, mit Hilfe des Virus ein Kaninchen zu immunisieren. Aber leider
waren ihm beide Male die Karnickel an einer Art Kaninchenschnupfen gestorben. Jetzt hatte
ich auf der Suche nach einem Rindermilchvirus schon seit einiger Zeit die einschlägige
Literatur der Kuhkrankheiten durchforstet, um ein Virus zu finden, das mit der Rindermilch
übertragen wird und Krebs verurchen kann. Ich hatte nur eines gefunden, das
Rinderleukämie-Virus BLV (Bovine Leukemia Virus).

Das Rinderleukämie-Virus im Kaninchen Bovine Sync


BLV war das einzige Virus, das ernsthaft in Frage kam. Es gab noch ein Durchfallvirus und yticle VirusB
eine BSV, also ein Virus, das auch aus einzelnen Zellen Riesenzellen macht. Aber ein SV
Tumorvirus war eigentlich nur BLV, das Rinderleukämie-Virus. Das heißt natürlich nichts.
Denn es gibt Viren, die in ihrem natürlichen Wirt, was in diesem Fall das Rind wäre, nur
harmlose Veränderungen oder gar nichts bewirken, und in dem neuen Tier, auf das sie nicht
eingestellt sind, Krebs auslösen.
Und insofern habe ich oft befürchtet, dass das gesuchte Virus in der Kuh, wo es ja sitzen
musste, vielleicht überhaupt nichts macht, wie das AIDS-Virus im Affen. Und das man
deshalb gar nichts darüber weiß.
Als das AIDS-Virus nur im Affen verbreitet war, kannte es ja auch kein Virologe. Insofern war
ich sehr glücklich, überhaupt ein verdächtiges Virus gefunden zu haben, bzw. zwei, denn
BSV war eigentlich auch nicht aus dem Schneider. Aber die gestorbenen Kaninchen, die
konnte ich mir erklären und sie sprachen für das Rinderleukämie-Virus BLV. Im Kaninchen
verursacht BLV nämlich eine AIDS-ähnliche Krankheit, so etwas wie den berühmten
Kaninchenschnupfen.
Nachdem ich zu Hause angekommen war, besorgte ich mir sofort drei junge Kaninchen,
leider alles Zwergkaninchen. Dafür musste ich sogar nach Oldenburg fahren. Denn in NRW
war genau am Tage meiner Rückfahrt Feiertag. Aber in Niedersachsen nicht. Aber da ich
nicht wusste, wie lange sich Viren und Zellen in meiner Hosentasche hielten, wollte ich

Autobiographie von Elisabeth Rieping 44


keine Zeit verlieren. Das Karnickel, das die virusinfizierten Zellen bekommen hatte, starb
tatsächlich nach einiger Zeit. Ich brachte das tote Tier in die Kleintierpathologie in Krefeld
und bekam nach ein paar Tagen den Bericht, dass mein Tierchen vermutlich dem
Kaninchenschnupfen erlegen war. Deshalb war für mich völlig klar, dass das Virus ein Virus
war und kein Dreck im Reagenzglas. Ich freute mich und hoffte, dass die
Forschungsarbeiten erfolgreich weitergeführt würden.
Erst als ich selber erkrankte und mich gezwungenermaßen wieder intensiv über Brustkrebs
informieren musste, war ich vollkommen erstaunt, dass davon nicht die Rede sein konnte.

Zeit der Krankheit


2002, im Jahr meiner Erkrankung, und auch 2003, ging es mir nicht gut. Obwohl die
Therapien erfolgreich verliefen und das Inflammatorische an meinem Brustkrebs, also der
Ausschlag, schon wenige Wochen nach der ersten Jod131-Dosis verschwand, um bis jetzt
nicht mehr aufzutauchen.
Ich war die ganze Behandlung aber so leid, dass ich mir alles entfernen ließ, was irgendwie
noch entarten konnte. Also auch die Eierstöcke und deren Anhängsel und sogar die
Gebärmuter. Denn ich wollte nicht dauernd zu Untersuchungen gehen müssen. Wenn man
die BRCA2-Mutation hat, bekommt man ja nicht nur oft Brustkrebs, sondern auch
Eierstockkrebs und manchmal Darmkrebs. Männer mit der Mutation sollen häufig von
Prostatakrebs befallen werden. Allerdings erst in höherem Alter, so dass sie nicht auf diese
Mutation untersucht werden.

Gegen Darmkrebs wird ein einfacher Test auf Blut im Stuhl angeboten. Ich hatte mir auch
vorgenommen, ihn zu machen. Aber bis jetzt habe ich es noch nicht geschafft, meine
Widerstände dagegen zu überwinden. Er soll auch viel zu oft fälschlicherweise Blut
anzeigen. Vielleicht Blut aus der Blutwurst oder anderen Fleisch- und Blutprodukten, auf die
man vor dem Test verzichten muss. Also das habe ich nichts gemacht, aber die Entfernung
der Eierstöcke samt ihrer Anhängsel. Durch die Entfernung der Eierstöcke hatte ich dann
Wechseljahrsbeschwerden. Aber das war mir alles egal. Ich dachte nur, bloß nicht noch
mehr Untersuchungen. Mit meiner Mutation hätte ich ja mir dauernd die Eierstöcke schallen
und die Brust mammographieren lassen müssen und ich war so schlapp, dass mir praktisch
ein einziger Arzttermin den Elan für den ganzen Tag nahm. Ich konnte eigentlich nichts
mehr machen, lag nur noch auf dem Bett herum oder hängte mich an den Computer.
Obwohl ich eigentlich von der Jodgeschichte überzeugt war, war ich nicht sicher, noch lange

Autobiographie von Elisabeth Rieping 45


zu leben. Ich wollte aber nicht nur daran denken und Trübsal blasen.

Abschiedsgedanken
Aber ich hatte schon bei der ersten kleinen Operation, bei der der Tumor entfernt worden
war, ein wenig mit meinem baldigen Tod gerechnet und ich dachte, wichtiger ist in so einer
Situation, was aus den anderen Menschen, die mir wichtig sind, und die ja erst mal
dableiben, wird. Ich fing an, alles abzugeben, was ich nicht mehr haben wollte und am Ende
war meine Wohnung wesentlich leerer. Für Bücher, Klamotten, Möbel habe ich Abnehmer
gesucht, Akten sortiert und was ich nicht brauchte direkt in den Orkus, Briefumschläge für
die Trauerfeier geschrieben, Finanzen geordnet, Streitereien beigelegt.
Das war mir das Wichtigste. Denn ich hatte gerade nicht aus direkter Nähe, aber nahe
genug, um mich traurig zu stimmen, den Tod einer Bekannten - auch an Brustkrebs -
miterlebt, die mit ihren zwei Söhnen von verschiedenen Ex-Partnern zusammengelebt hatte.
Sie hatte den Tod bis zum letzten Tag nicht ins Auge gesehen, sie konnte es wahrscheinlich
nicht, und deshalb hatte sie nichts geregelt.

Nach ihren Tod kamen die Kinder, die bis dahin zusammengelebt hatten, von einem auf den
anderen Tag zu ihren beiden Vätern, über die sie bis dahin hauptsächlich Böses gehört
hatten und sahen sich aus räumlichen Gründen entsprechend weniger. Ich konnte mir
vorstellen, wie schwer das für die beiden gewesen sein musste und überlegte, wie ich
meinen Hinterbliebenen den Abschied so wenig schrecklich wie möglich machen konnte.
Schwer ist er natürlich immer. Das Wichtigste schien mir, war nicht im Streit und mit
Unfrieden zu scheiden. Ich versuchte, die Menschen, die ich gekränkt hatte, um Verzeihung
zu bitten und auch in den vielen Alltagsbegegnungen so wenig verletzend wie möglich zu
sein.

Als Patientin nicht ungeduldig zu sein, fiel mir nicht leicht. Aber ich bemühte mich, mich in
die Menschen, die sich mit mir abgeben mussten, hineinzuversetzen, an ihren langen
Arbeitstag zu denken, nicht nur von mir zu sprechen, sondern auch nach ihnen zu fragen
und mich für ihre Hilfe zu bedanken. Ich machte viele gute Erfahrungen. Alle waren sehr
hilfsbereit und liebevoll zu mir, vielleicht auch wegen der schweren Krankheit. Ich hatte die
ganze Zeit auch Grund, mich zu bedanken. Nach einiger Zeit hatte ich mich von allem
getrennt, was ich nicht mehr brauchte und vieles vorbereitet.

Autobiographie von Elisabeth Rieping 46


Listen mit zu kündigenden Abonnements bei Zeitschriften, Bahn, Straßenbahn,
Versicherungen, Spenden und was sich alles so im Laufe eines Lebens ansammelt,
aufgestellt, meine Hinterlassenschaften geordnet und die Verteilung geklärt. Auch dabei
war mir wichtig, dass kein Streit entstehen würde. Es sind ja schon einige meiner Bekannten
früh gestorben, eine gleichaltrige an Eierstockkrebs und sie hatte Glück, dass sie nicht mehr
mitbekam, was nach ihrem Tod passierte. Ihr Bruder plante, ihre beste Freundin, die sie bis
zum Ende gepflegt hatte, zu verklagen. Denn dieser Freundin hatte sie ihre Ersparnisse zum
Dank hinterlassen. Ob die unter diesen Umständen viel Freude daran haben konnte, war die
Frage.

Ich wollte mich bemühen, dass alles zu vermeiden. Immerhin verging so die Zeit. Ich kam
nicht ins Grübeln und meine Wohnung wurde immer leerer. Aber der Tod, mit dem ich ja
schon sehr bald gerechnet hatte, kam und kam nicht. Trotzdem wusste ich manchmal nicht,
wie ich mit dem Gedanken an den möglichen baldigen Tod umgehen sollte. Ich wollte ihm
gefasst ins Auge sehen.

Und dabei halfen und dabei halfen mir die Verse aus einem alten Schulbuch, das mir ganz
am Anfang bei meinen Räumereien in die Hände gefallen war und mich schon bei der ersten
Tumorentfernung getröstet hatte. Es war ein Vers aus der Edda, den ich ungefähr so in
Erinnerung habe:

Der Mensch stirbt, Besitz vergeht, die Sippe stirbt.


Es bleibt der Toten Tatenruhm.

Und obwohl ich ja soviel gemacht hatte, um am Leben zu bleiben, dachte ich, das ist
immerhin was, was ich noch machen kann, bis es soweit ist. Immer vernünftiger kam mir
vor, meine Erfahrungen mit der Radiojodbehandlung, mit der Suche nach dem
Brustkrebsvirus und allem was ich über Brustkrebs, Säuglingsernährung und so weiter
mittlerweile weiß, zusammenzutragen und ins Internet zu stellen. Sozusagen als meine
Hinterlassenschaft oder Grabinschrift.

Es war nicht einfach. Aber was war die Alternative. Auf den Tod zu warten ist keine Tage
füllende Beschäftigung? Ich brachte mir Frontpage bei, versuchte herauszubekommen, wie
man an eine eigene Internetseite kommt und fing an, meine Homepage zu stricken. Eine

Autobiographie von Elisabeth Rieping 47


Schönheit ist sie ja nicht geworden. Aber vielleicht nützt sie der einen oder anderen bei
ihrer Therapieentscheidung. Es stehen einige Möglichkeiten darauf, die man sonst nicht so
findet und es kann ja sein, dass es Frauen gibt, die in der Lage sind, sie aufzugreifen.

Die Vorbeugung vor erblichem Brustkrebs mit koffeinhaltigem Kaffee zu Beispiel oder
Wieso man bei Brustkrebs oft so zunimmt.

Und mir geht es durch die Arbeit daran auch besser. Jetzt sind es fast viereinhalb Jahre her,
seitdem ich den Brustkrebsausschlag auf meiner Haut gesehen habe und ich muss sagen,
die Arbeit an der Homepage und die ganzen Erfahrungen, die ich gemacht habe, haben
mich weitergebracht. Ich habe viel gelernt. Nicht nur über den Computer, auch
über Pflanzengifte und ihre Verwendung, über Probleme bei der Krebsbehandlung, den
harten Kampf, der um die Brustkrebsbehandlung auch deshalb tobt, weil sich diese
Krankheit zu einem nicht unbedeutendem Wirtschaftsfaktor entwickelt hat, und ich habe
vieles gefunden, was man gegen Brustkrebs machen kann und es macht mich froh, alles
nach und nach auf meine Seite setzen zu können.

Vielleicht mache ich in Zukunft einen Blog [gemeint waren hier auch Elisabeth Riepings
Tagebuch ähnlich aufgebauten Index-Seiten] dazu. Ich weiß es noch nicht. An dieser
Autobiographie werde ich auch weiterarbeiten, denn ich habe ja alles sehr kurz, und das
meiste noch gar nicht, beschrieben. Aber ich im Moment habe ich einen Punkt erreicht, an
dem ich Abstand vom Brustkrebs brauche.
Ich will ihn mir nehmen. Wie ich mich kenne, ist das nicht auf ewig, denn die Aufklärung der
Brustkrebsepidemie ist mein Lebensthema, meine Blaue Blume. Ich bin glücklich, sie zu
haben.

Meine Grossmutter und ihre drei Töchter, ganz rechts meine Mutter, die mir in ihren letzten
Jahren sehr nahe stand und der ich nicht nur durch ihre Ausgeglichenheit viel verdanke.
Meine Großmutter wurde um die Jahrhundertwende vermutlich in der Oberbürgermeisterei
Stoppenberg, die heute als Verwaltungseinheit nicht mehr existiert, oder in Gelsenkirchen
geboren. Meine Grossmutter war das jüngste von vielen - 14? - Kindern und hat ihre Mutter,

Autobiographie von Elisabeth Rieping 48


die noch im Kindbett an
Brustkrebs verstarb, nie
kennengelernt. Sie litt
vermutlich sehr lange an
einem unbehandelten
Eierstockkrebs, an dem sie
noch vor ihrem siebzigsten
Lebensjahr starb.
Erst kurz vor ihrem Tod war
sie bereit, sich unter Narkose
untersuchen zu lassen.
Vorher hatte sie sich nur
Schmerzbehandlungen
unterzogen. Das heißt, sie
nahm Opiate und deshalb
nahm ihre Krankheit keiner
so recht ernst. Die
Angehörigen vermuteten eher, dass ihre Schmerzen ein Vorwand für eine Opiumsucht
darstellten. Ihre Mutter und eine ihrer Tanten (meine Urgrossmutter und Urgrosstante)
starben dagegen schon in ihren Vierzigern an Brustkrebs. Vermutlich ohne eine Behandlung
im heutigen Sinn.
Obwohl der Brustkrebs ja an und für sich kein schönes Thema ist. Es ist etwas, an dem ich
mich reiben und entwickeln kann und das mich wahrscheinlich nie loslassen wird. Im
Moment arbeite ich am Thema Valproat, das eine Chance für Frauen mit dem
nichterblichen, epidemischen Brustkrebs sein könnte. Bedingt durch die Lage
in Nahost, aber auch an dieser Sache. Kurz und gut, ich habe im Moment mal wieder zu
viele Baustellen.

Zur Nachsorge war ich nicht mehr. Da sich mein Brustkrebs ja zuerst an der Haut gezeigt
hatte, nehme ich an, dass er sich wenn, dann als erstes wieder da bemerkbar machen wird.
Und das sehe ich ja auch ohne Geräte. Sehr beunruhigt mich das nicht, weil mal die
Radiojodbehandlung mehrmals mit Erfolg wiederholen kann. Lieber wäre mir natürlich,
wenn das nicht nötig würde.

Autobiographie von Elisabeth Rieping 49


Mit befallenen Lymphknoten
Was mich völlig erstaunt, ist, dass, obwohl ich mittlerweile mit so vielen Leuten gesprochen
habe und auch viele, wie ich annehme brustkrebskranke Frauen meine Seiten ansehen,
noch nie eine geplant hat, auch eine Radiojodbehandlung zu versuchen. Das ist mir wirklich
ein Rätsel, besonders da die Standardbehandlung, sobald die Lymphknoten befallen sind,
doch so wenig bringt und ich gerne mit genauerer Aufklärung und Beschreibung meiner
Erfahrungen usw. behilflich wäre. Aber das ist nicht der Fall und so muss ich weiter an
dieser für mich sehr unerklärlichen Tatsache rumrätseln. Denn jede sieht doch die vielen
Frauen, die trotz aller Standardtherapien oder Teilnahme an Studien vorzeitig sterben
müssen.
Ich kann mir das wirklich nicht erklären. Denn anders als bei den Studien, an denen so viele
freiwillig teilnehmen, sind hier doch die Nebenwirkungen seit Jahrzehnten durch die ganz
ähnliche Behandlung des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms bekannt.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass vielen Frauen nicht klar ist, dass es bei befallenen
Lymphknoten zwar viele Behandlungen gibt, aber keine, die insoweit erfolgreich sind, als
dass sie noch heilen können.
Sobald Krebszellen in die Lymphkoten eingewandert sind, hat man mit herkömmlichen
Methoden keine Chancen mehr, wieder krebsfrei zu werden. Es gibt zwar im medizinischen
Sinne geheilte Patientinnen. Aber der Begriff bedeutet etwas anderes. Wenn man zum
Beispiel Brustkrebs hat, aber an einer anderen Sache stirbt, bevor man von Krebstod ereilt
wird, dann ist man medizinisch gesehen vom Krebs geheilt gestorben. Und da ja viele
Frauen auch spät erkranken, gibt es natürlich einige "geheilte" Frauen, die Metastasen
haben. Ansonsten sieht es übel aus. Und dass ist kein Geheimnis. Die Ärzte wissen es auch.
Auf dem vorletzten Brustkrebskongress für die Fortbildung von Gynäkologen, wurde immer
wieder gewarnt, mündlich!, die Nachsorge zu forcieren, also zu versuchen, mit allen Mitteln
so früh wie möglich Metastasen zu finden, da es ja ohnehin keine Möglichkeit der
erfolgreichen Behandlung gibt. So die Warnung.

Was nicht ausgesprochen wurde, war das was dann folgt: Die in der Todesangst von den
Patientinnen doch gewünschte, aber aussichtsichtslose und quälerische Chemotherapie mit
immer gräulicheren Chemikalien, deren Nebenwirkungen nur mit den modernsten Mitteln
der High-Tech-Medizin einigermaßen beherrschbar sind.
Und diese Entwicklung seit einiger Zeit läuft und läuft, frage ich mich ernsthaft, warum?

Autobiographie von Elisabeth Rieping 50


Da stellen sich zwei Fragen. Warum nehmen die Patientinnen die Chemotherapeutika und
warum nehmen werden sie trotz aller bekannten Zweifel angeboten und
verschrieben. Fangen wir mit dem ersten an.

. Warum greifen Brustkrebspatientinnen mit Metastasen zu Chemotherapeutika?


Diese Frage habe ich mir früher nie gestellt. Für mich war klar. Aus Todesangst. Dann
musste ich aber noch eine weitere Erfahrung machen. Das war nämlich nicht der einzige
Grund. Es kam noch ein weiterer hinzu, auf den ich erst nicht gekommen bin, obwohl ich
schon früh eine Erfahrung gemacht hatte, die mir vielleicht ein kleiner Hinweis hätte sein
können. Damals war ich Mitte zwanzig und musste gerade eine Trennungserfahrung
verkraften, wie sie für unsere Gesellschaft typisch ist.
Ich war sehr unglücklich und gekränkt, und um mich über den Bösewicht, der mich
verlassen hatte, mal richtig auszusprechen, rief ich einen alten Freund an, der gut zuhören
kann und die Ruhe weg hat. Er war mittlerweile Chirurg geworden, was seine
Menschenkenntnis, obwohl er viele ja nur in Narkose und unter dem Messer kennenlernte,
sehr verbessert hat.
Er kam bei mir vorbei, hörte mir auch gut und beruhigend zu und gab mir eine Packung
Tabletten. Und ich nahm auch eine, war daran aber gar nicht gewöhnt, weil es bei uns zu
Hause so etwas praktisch nicht gab. Außer Aspirin und Pfefferminztee hatten wir nie was im
Hause. Vielleicht weil meine Mutter als junge Frau so eine tiefe Abneigung gegen
Krankheiten hatte, die sie an ihre Schmerzmittel abhängige eigene Mutter erinnerten.
Jedenfalls, die eine von mir genommene Tablette ließ mich völlig ausflippen. Ich hatte ja
eigentlich nur über den gerade Verflossenen mal richtig schimpfen wollen und das Ergebnis
war, dass ich fast vierzehn Tage sozusagen außer Gefecht gesetzt war. Ich konnte
überhaupt nicht mehr schlafen und war ungemein erregt, konnte kaum einen vernünftigen
Gedanken fassen.

Wochen später, nachdem das alles abgeklungen war, sprach ich auch meinen alten Freund
auf seine Schnapsidee mit der Tablette an und dabei fand ich heraus, dass es das war, was
er im Krankenhaus gelernt hatte. Zusammengefasst: Der junge Arzt lernt: In schwierigen
Situationen brauchen Patientinnen Psychopharmaka. Sonst verkraften sie dieselben nicht.
Todesangst ist natürlich so eine schwierige Situation. Und da scheint es Gang und Gäbe zu
sein, angstvolle Frauen mit diesen Medikamenten zu versorgen. Obwohl das nur selten

Autobiographie von Elisabeth Rieping 51


angesprochen wird, merkt man in den Foren anhand der Nebenwirkungen über die sich
manche Frauen beklagen, was genommen wird.
Aber manche Fragen auch, ob andere die Nebenwirkungen von Medikamenten wie
Citalopram kennen. Eine Nebenwirkung der Psychopharmaka ist dabei eine, unter der viele
Frauen mit Brustkrebs besonders leiden, nämlich das Gewicht. Sie führen es aber selten auf
die Psychopharmaka zurück. Es muss ja auch nicht daran liegen. Es gibt noch weitere
Gründe, die Frauen mit Brustkrebs dick machen. Das Kortison, das die Chemotherapie
erträglich machen soll und die Schilddrüsenprobleme, die sich bei aktiver Brust, sei es in der
Stillzeit, sei es durch Brustkrebsmetastasen entwickeln. Sie machen sich meist als eine
Krankheit bemerkbar, die nach ihrem Entdecker Hashimoto'sche Schilddrüsenentzündung
genannt wird und sie kann unter anderem mit zu Gewichtsproblemen führen.

Aber eine ganz wichtige und üble Nebenwirkung ist eben, wie ich anno Tobak selbst erlebt
habe, dass frau keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Man wird durch diese
Medikamente verstandesmäßig ausgeschaltet und kann nicht mehr klar denken. Bis vor
kurzem habe ich gedacht, dass die Einnahme von Psychopharmaka eine seltene Sache ist
und vorwiegend kranke Menschen helfen soll, die zum Beispiel selbst nicht genug
Übertragungsstoffe für die Kommunikation zwischen Nerven bilden und sie sich deshalb
durch Medikamente zuführen müssen, wie Diabetiker das Insulin.
Aber das scheint nicht so zu sein. Diese Medikamente werden auch in Massen in
schwierigen Lebenssituationen verschrieben, zu denen Todesangst selbstverständlich
gehört.

Aber gerade in diesen Situation braucht man seinen Verstand. Man darf ihn nicht lähmen.
Aber das wird in der Situation leider oft gemacht. Und darunter leiden nicht nur sie
selbst. Das erklärt auch manchmal den Ton in manchen Foren für brustkrebskranke Frauen.
Normalerweise sind Frauen um die fünfzig und das ist ja die Masse der
Brustkrebspatientinnen in den Foren, eine ganz besonders ruhige, bedachte
Bevölkerungsgruppe, die nicht gerade durch Pöbeleien auffällt.
In den Foren ist das wirklich manchmal anders. Er verwundert und frau denkt, was ist denn
hier los. So kennt man Fünfzigjährige in der Regel doch au relativ gebildete Frauen, denn
die anderen Fünfzigjährigen schaffen das doch gar nicht mit dem Computer. Und dann stößt
man auf den Umgangston und die schweinischen Witze und denkt: "Was ist denn hier los?"

Autobiographie von Elisabeth Rieping 52


Erklären kann man sich das nur, wenn man sich vor Augen hält, dass die Menschen unter
Drogen stehen, vielleicht sogar ohne das ihnen die Wirkung der Drogen ganz bewusst ist,
und ohne dass sie ahnen, wie stark diese Tatsache ihre Entscheidungen beeinflusst.
Entscheidungen, die ihr Todesurteil sein können.

Die Chemotherapie soll die Hirnfunktion ja auch stark beieinträchtigen. Aber ich frage mich,
ob ein weiterer Punkt bei den beobachteten Hirnfunktionsstörungen durch die Einnahme
von Psychopharmaka verursacht sein könnte. Medikamente wie Citaopram haben aber noch
weitere Nebenwirkungen, zu denen ich auch Literaturangaben auf der Gewichtseite
abgespeichert habe, und die gerade für Brustkrebspatientinnen katastrophal sein könnten.
Sie führen nämlich zur Ausschüttung von körpereigenem Kortisol. Kortisol - und auch das
Kortison - ist aber bei Brustkrebs eine ganz üble Sache. Es macht nicht nur
unwiderstehlichen Appetit, sondern es ist auch das stärkste Milch fördernde Hormon mit
Wirkung auf die Brustdrüsenzellen.

Wer weiß, welche Wirkung es auf Brustkrebszellen hat? Fördert es ihr Wachstum? Ich weiß
es nicht. Aber solange das nicht geklärt ist, sollte man auch aus diesem Grund mit der
Einnahme von Psychopharmaka, nicht nur solchen wie Citalopram, das eben in Bezug auf
die Kortisolausschüttung untersucht ist, sehr vorsichtig sein. Andere Psychopharmaka
könnten nämlich die gleiche Nebenwirkung haben, nur dass es nicht bekannt ist.

Dass Kortison zur Milchförderung benutzt wird, weiß ich auch nur, weil ich so viel in den
Büchern für Rinderärzte rumgesucht habe. Denn Tierärzte, die sich um Kühe kümmern, sind
sozusagen Brustspezialisten. Denn bei der Kuh ist die Milchproduktion ja die zentrale Sache
geworden, seitdem sie hauptsächlich als Milchtier gehalten wird. Und wenn man sich für die
Brust interessiert, ist man gut beraten in die Literatur über Kühe hineinzuschauen.

Nachtrag: Das war früher, mittlerweile weiß man, dass Kortisone Brustkrebszellen
stabilisieren und gerade bei Brustkrebs ausgesprochen gefährlich sind.

Die Anbieter der Chemotherapeutika


Die andere Seite ist natürlich, dass Chemotherapeutika das Supergeschäft sind und die
Manager der Pharmaindustrie unter dem Druck Einnahmen zu erwirtschaften, sehr versucht
sind, ein entsprechendes Medikament zu entwickeln und schnellstens zum Bestseller, oder

Autobiographie von Elisabeth Rieping 53


wie man in der Pharmabranche sagt, zum Blockbuster zu machen.
Denn gerade bei Krebsmedikamenten sind die Krankenkassen gezwungen, praktisch jeden
Preis zu zahlen, wenn mittels einer Studie nachgewiesenen werden kann, dass es Leiden
mindert oder das Leben der Erkrankten verlängert. Deshalb gibt es einen sehr großen
Druck, diese Wirkungen durch Studien nachzuweisen, und man muss sich klar machen, dass
diese Studien nicht in der Studierstube stattfinden, sondern dass sie vielfältigen Einflüssen
unterliegen. die ich hier dargestellt habe und die bei der Einschätzung ihrer Ergebnisse
einbezogen werden sollen.
Man muss sich vor Augen führen, dass jeder Pharmamanager, der nicht schnell für
Ergebnisse sorgt, schnell weg vom Fenster ist. Und prinzipiell wäre es ja auch eine sehr gute
Sache, ein wirksames Medikament gegen Krebs auf den Markt zu bringen, selbst wenn es
teuer ist.
Aber gerade bei den Chemotherapeutika ist ein Erfolg aus prinzipiellen Gründen
unwahrscheinlich. Weil sie nämlich nicht speziell gegen Krebszellen wirken. Manche wirken
intensiver gegen schnell wachsende Zellen. Und bei einigen wenigen schnell wachsenden
Krebsarten, meist Formen von Blutkrebs bei Kindern, gibt es ja auch Erfolge. Bei Brustkrebs
mit Metastasen aber nicht, oder auf Wochen bis Monate in Studien unter Kontrolle oder
Sponsoring der Hersteller beschränkt.

Und weil sie nämlich nicht speziell gegen Krebszellen wirken, ist es auch sinnlos, davon
einen Erfolg zu erwarten. Man bräuchte ja einen Wirkungsmechanismus, über den sie
speziell auf Brustkrebs wirken könnten. Und den kann ich bei diesen Medikamenten nicht
erkennen. Insbesondere bei Taxanen nicht, dem augenblicklichen Lieblingskind der vieler
Krebsspezialisten.

Die Taxane werden als die im Moment erfolgreichsten Chemotherapeutika gegen


metastatischen Brustkrebs gehandelt. Und was bringen sie? Was können sie überhaupt
bringen? Gibt es irgendeinen Grund, anzunehmen, dass sie Brustkrebszellen mehr
schädigen als andere Körperzellen, die wir dringend brauchen? Man schaue sich ihren
Wirkungsmechanismus an und urteile selbst. Wenn ich also ein Pflanzengift unter die Lupe
nehme, um zu schauen, ob es eine Wirkung gegen Krebszellen haben könnte, und auch die
meisten Chemotherapeutika genannten Substanzen sind meistens etwas veränderte
Pflanzengifte, dann schaue ich, ob irgendetwas an dem Pflanzengift sein könnte, das
überhaupt eine spezielle Wirkung gegen Brustkrebs haben könnte. Sonst braucht man ja gar

Autobiographie von Elisabeth Rieping 54


keine Wirkung erwarten. Solche Pflanzengifte könnte es durchaus geben. Das kommt
Menschen, die sich nie mit Botanik befasst haben, wie ich bis vor kurzem auch, nämlich bis
ich herausfand, oder besser gesagt darüber stolperte, dass große Mengen von
koffeinhaltigem Kaffee den Ausbruch von manchen Formen von erblichem Brustkrebs und
möglicherweise auch von erblichem Darmkrebs verhindern können. Wenn ich von Stolpern
spreche, dann weil ich das nicht herausgefunden oder gesucht habe. Genau so wenig wie
Forscher, die diese Studien gemacht haben. Ihnen ging es nämlich eher darum, die
schädlichen Folgen des Kaffeekonsums zu beleuchten.

Das Ergebnis war das Gegenteil. Mich inspirierten diese Wirkungen des koffeinhaltigen
Kaffees erstens, nach einem Wirkungsmechanismus zu suchen, und mich zweitens weiter
mit Pflanzengiften zu befassen. Und zwar mit der Suche nach spezifischen Pflanzengiften,
die speziell gegen Brustkrebswirken könnten.

Gifte, die spezifisch gegen Brustkrebszellen wirken


Bis jetzt habe ich zwei gefunden, das Quercetin und das Valproat. Beide sind billig und das
Quercetin kann man leicht selbst anwenden, wobei es bei beiden einiges zu überlegen gibt.
Das Valproat ohne Arzt zu versuchen, besonders in größerer Dosierung würde ich aber nicht
empfehlen, denn dabei kann viel passieren. Anders das Quercetin, das ein
Nahrungsbestandteil ist. Noch wichtiger könnte aber ein anderer Zusammenhang sein, auf
den ich später zu sprechen kommen werde. Aber hier schon mal ein Link, weil diese Sache
so wichtig für alle Frauen mit erhöhtem Tumormarker CA 15-3 ist und weil man sofort und
gefahrlos damit anfangen kann., übrigens nicht nur bei Brustkrebs, sondern bei allen
Krebsarten, die mit einem erhöhten Tumormarker CA15-3 einhergehen.
Die Senkung der Tumormarkers CA15-3

Quercetin
Quercetin ist ein Flavonoid, das in vielen Pflanzen vorkommt, besonders im Johanniskraut,
aber auch in der Schale von Äpfeln und Zwiebeln. Jedenfalls in Zwiebeln und Äpfeln, die
noch nicht aus hybridem Saatgut entstanden sind, sondern aus dem davor üblichen
Saatgut. Entdeckt hat man es in der Rinde von Eichen. Die Eiche heißt auf Latein Quercus
und danach wurde dieses Gift aus der Eichenrinde Quercetin genannt. Warum bilden so
viele Pflanzen, besonders an ihren äußeren Begrenzungen, Schalen oder Rinden z.B.,
Quercetin?

Autobiographie von Elisabeth Rieping 55


Warum bilden Pflanzen Quercetin?
Um das zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, dass in der Natur, die wir heute in
der Regel für etwas Schönes, Harmonisches halten, in der Realität ein ziemlicher Kampf
herrscht. Der Kampf geht ums Wasser, ums Licht, darum nicht gefressen zu werden und,
und das muss uns hier mal in erster Linie befassen, auch nicht von Viren befallen und zur
Produktion von Viruspartikeln umfunktioniert zu werden. Gegen das Gefressen werden und
gegen diesen Virusbefall bilden Pflanzen dauernd Gifte, die die Viren an der Produktion
ihrer Viruspartikel hindern oder die die virusbefallenen Zellen töten, oder sie zumindest an
der Vermehrung hindern sollen.
Diese Giftproduktion der Pflanzen gegen Virus befallene Zellen können wir nützen, denn
auch der epidemische Brustkrebs scheint durch Virus-Infektionen zustande zu kommen. Und
zwar lässt sich in den Brustkrebszellen das Erbmaterial des Rinderleukämie-Virus BLV
finden, das mit der Kuhmilch übertragen wird. Zusätzlich aber sehr häufig auch das Epstein-
Barr- Virus.
In Fibroadenomen finden sich noch mehr Viren, die man da, sozusagen zufällig, gefunden
hat. Das Quercetin, das wir uns als eine pflanzliche Waffe gegen virusinfizierte Zellen
vorstellen können, muss ziemlich wirksam sein, sonst würden es nicht so viele Pflanzen
herstellen, um sich damit zu schützen.
Dass es gegen Zellen wirkt, die von BLV-Virus infiziert wurden, wurde auch gezeigt. Und
besonders wenn man epidemischen Brustkrebs hat, ist es sicher nicht falsch, zu versuchen,
mit Quercetin-haltiger Nahrung die virusinfizierten Zellen an der Zellteilung zu hindern.
Denn die Zellteilung, das ist das Wachstum der Krebsgeschwulste, und dagegen könnte
Quercetin besonders gut und spezifisch eingesetzt werden, weil es gegen die BLV-infizierten
Zellen wirkt (Phillpott und Bühring 1999). Es ist eben so wichtig, dass ein Zellgift so
spezifisch wie möglich wirkt. Das Quercetin bietet uns da Möglichkeiten.

Quercetin-Nebenwirkungen
Viele Menschen bekommen Aufstoßen und Blähungen von Zwiebeln. Diese Nebenwirkungen
muss man vielleicht in Kauf nehmen. Vielleicht haben sie gar nichts mit dem Quercetin zu
tun, sondern mit anderen Giften in der Zwiebel und anderen Pflanzenteilen. Aber bis man
das weiß, sollte man tunlichst auf die ganze Pflanze zurückgreifen. Dass Zwiebeln
Nebenwirkungen haben, ist meistens ja auch bekannt. Nicht jeder verträgt schließlich
Zwiebeln, die besonders viel Quercetin enthalten. Und man muss man sich ja auch klar

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machen, dass Quercetin ein Gift ist. Es soll Zellen töten. Gerade in der frischen Zwiebel wird
es in wirksamer Konzentration enthalten sein.

Eine weitere wichtige Nebenwirkung


Eine ganz wichtige Nebenwirkung ergibt sich aus der Wirkung des Quercetins, Brüche in der
DNA, also dem Erbmaterial von Zellen, zu machen (Phillpott und Bühring 1999). Zellen, die
durch den Rindervirus BLV infiziert sind, und das ist ein großer Teil der Brustkrebses,
nämlich der epidemische Brustkrebs, können diese Brüche nicht reparieren und darauf
könnte die spezifische Wirkung gegen Brustkrebszellen beruhen. Denn andere Zellen
können die Quercetinschäden in der Regel reparieren. Wenn die BLV-infizierten Zellen jetzt
an diesen unreparierten DNA-Brüchen absterben würden, das wäre gut.
Das war zum Beispiel beim Koffein und seiner Wirkung gegen den Ausbruch des
genetischen Brustkrebs so. Das Koffein bewirkte, dass der Zellzyklus weiterlief, ohne dass
die Mutationen repariert wurden. Die nicht reparierten Zellen konnten sich dann nicht mehr
teilen und waren deshalb ungefährlich, weil Zellen, die sich nicht teilen konnten, keine
Krebsgeschwulst bilden können.
Die durch das Rinderleukämie-Virus infizierten Zellen können die durch das Quercetin
bewirkten Mutationen ebenfalls nicht reparieren. Sie zeigen Zeichen des Zelltods, den man
auch Apoptose nennt. Das wäre gut, weil eine Zelle, die sich nicht teilen kann, sich nicht zu
einem Krebsgeschwulst auswachsen kann. In den anderen Zellen werden die
Quercetinschäden dagegen repariert.
Ich quäle mich damit rum, ob es nicht gefährlich ist, in den anderen gesunden, nicht
infizierten Zellen, dauernd Quercetinschäden zu setzen. Vielleicht ist es ungefährlich.
Zwiebeln werden schon seit vielen zigtausend Jahren gegessen. Insofern können wir mit den
Quercetinschäden wahrscheinlich leben. Aber man kann ein Risiko da nicht ausschließen.
Ich würde es eher versuchen.
Soviel wie von der Radiojodbehandlung verspreche ich mir nicht davon. Aber die
Hemmschwelle ist bei der Verspeisung von Zwiebeln ist vielleicht geringer. Man kann sofort
damit anfangen und es auch wieder lassen. Insofern, ich würde es beim epidemischen
Brustkrebs eher versuchen.
Ansonsten würde ich sagen: Wenn man bei sich den epidemischen Brustkrebs vermutet,
(sich behandeln lässt) und das Gefühl hat, er ist nicht ganz weg, zum Beispiel wenn die
Lymphknoten befallen waren, dann bietet nämlich auch die Chemotherapie in der Regel
kein Heilung mehr. Auch wenn sie den Tumor verkleinern kann.

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Quercetin gegen erblichen Krebs
Beim genetischen Krebs und zwar beim Darmkrebs, gibt es Hinweise auf eine sehr günstige
Wirkung. Also hier ist ein ernsthafter Bericht über die Wirkung von Cucurmin aus dem Curry
und dem Quercetin aus der Zwiebel, die die Entstehung von Darmpolypen bei Menschen mit
einer sehr starken Veranlagung zu diesen Darmpolypen, die zu Darmkrebs entarten,
zurückdrängen kann. Es entstanden weniger und kleinere Darmpolypen in diesen
Menschen. Darmkrebs hat im Vergleich zum Brustkrebs den Vorteil, dass man ihn zwar nicht
problemlos, aber doch überhaupt, beobachten kann
http://www.aerzteblatt-studieren.de/...p?docId=103615.
Das kann man, denke ich schon, so interpretieren, dass das Quercetin uns nützen könnte.
Bei der Krebserkrankung von der oben die Rede ist, entstehen dauernd viele neue
Krebszellen. Bei uns, also bei Menschen mit erblichem Brustkrebs, entstehen nur selten
Krebszellen, die sich nicht beobachten lassen, was bei den Darmpolypen viel leichter ist.
Aber beide Krebsarten entstehen aus Gewebe, das sich dauernd aus Stammzellen erneuert
und dadurch besonders krebsanfällig ist. Denn auch Brustdrüsenzellen des Menschen gehen
immer wieder zugrunde und entstehen neu, so wie Darmkrebszellen aber unter dem
Einfluss der Hormone.

Dieses Beispiel einer Wirkung von Quercetin auf die Entstehung und das Wachstum von
Krebszellen ist ein gutes Beispiel und kann auch als Hinweis darauf gesehen werden, dass
Quercetin auch gegen den erblichen Brustkrebs ein wirksames Medikament sein könnte. Ein
Problem ist die Dosis. Besonders der Anteil von Cucurmin im Curry soll gering sein. Man
müsste sich also Gerichte mit rohen Zwiebeln und vielleicht auch mit Cucurmin direkt
überlegen. Ich weiß nicht, ob es auch Cucurmin direkt als Gewürz der indischen Küche gibt.

Zubereitung Mehr vorab


Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass mit Speisen wie Zwiebelsuppe keine zu Cucurmin
ausreichende Dosis erreicht werden kann. Und mir ist auch nicht bekannt, ob Quercetin gegen
noch genauso wirksam ist, wenn es gekocht ist, wie in der Zwiebelsuppe, die an und für sich Brustkrebs
eine sehr quercetinreiche Nahrung ist. In der Forschung geht man davon aus, und benutzt in diesem
gelegentlich Zwiebelsuppe, um Versuchspersonen Querdetin zu geben. Sammelthre
Aber Kochen ist eine Zubereitungsweise, die die pflanzlichen Nahrungsmittel genießbarer ad.
machen soll, indem sie Gifte zerstört. Zum Beispiel das Solanin in den Kartoffeln usw. Das

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könnte beim Quercetin genauso sein. Das müsste man untersuchen. Bis dahin kann man als
Zubereitungsform nur das rohe Genießen empfehlen. Und möglichst auch keine
Zuchtformen. Denn auch Zwiebeln werden oft so gezüchtet, dass sie genießbarer, das heißt
weniger giftig sind. Das heißt, dass sie weniger Gift enthalten, deshalb bekömmlicher,
leckerer sind.
Deshalb sind sie dann auch anfälliger und ob sie gegen virusinfizierte Zellen etwas bringen,
ist die Frage, deren Beantwortung nicht jeder abwarten kann. Ansonsten soll es Quercetin
auch in Apotheken geben. Vielleicht ist das Frische aus Zwiebeln, Äpfeln (Vorsicht
Zuchtfomen und nicht die Schale abmachen), aber auch sehr gut oder besser, weil weniger
denaturiert.

Vergleich Quercetin und Taxane


Ein großer Vorteil von Quercetin im Vergleich mit zum Beispiel den Taxanen ist auch, dass
es durch seine Spezifiität die normalen Zellen nicht so stark schädigt. Denn obwohl das
Quercetin auch Nebenwirkungen hat, kann man sich doch vorstellen, dass man Quercetin
auf die Dauer in seinen Speiseplan oder seine Essensgewohnheiten einbaut, während man
mit den Taxanen sehr bald wieder aufhören muss und dann wachsen die Tumorzellen und
die Haare wieder.
Durch Quercetin dürften die haarbildenden Zellen dagegen gar nicht angegriffen werden,
außer sie sind auch virusinfiziert. Außerdem wirken Taxane sowieso nicht, wenn die
Brustkrebszellen durch Epstein-Barr-Viren infiziert sind. Das ist aber ein großer Anteil der
Brustkrebszellen. Aber soweit ich weiß, wird noch mal in den neueren Studien darauf
gestestet, und so werden viele Frauen umsonst, wenn auch nicht kostenlos mit diesem Gift
gequält (Taxane).

Ein weiterer Vorteil der quercetinhaltigen Zwiebeln


Rohe Zwiebel schlagen schwer auf den Appetit. Ich weiß nicht, ob das am Appetit liegt oder
an anderen Inhaltsstoffen der Zwiebeln, aber seit ich kaum Milch und mehr Zwiebeln esse,
esse ich weniger. Ich denke, das könnte daran liegen, dass die Zwiebel ein Pflanzenteil ist,
das von der Pflanze aus gesehen, vom Essen abschrecken soll. Es hat für die Pflanze keinen
Vorteil, wenn die Zwiebel zum Beispiel für einen Wurm lecker ist. Bei Früchten kann das
anders sein. Sie werden ja oft durch Fressen (gefressen werden) verbreitet, und dann wird
über die Ausscheidung der unverdauliche Same an einen neuen Ort getragen. Deshalb sind

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sie lecker, also süß, schön rot zum Beispiel. Genau wie Milchprodukte, die die Kälber zum
Trinken anregen sollen.
Bei der Zwiebel ist das nicht so. Für die Pflanze ist es von Vorteil, wenn sie unversehrt
bleibt. Deshalb könnte sie einmal durch Gifte gegen Virusbefall wie das Quercetin geschützt
werden, aber auch durch Appetit verderbende Stoffe. Also die Zwiebel hat vielleicht einen
doppelten Vorteil für alle Vielfraße, zum Beispiel für mich. Ich esse ja auch Äpfel, die auch
Quercetin enthalten. Aber das fällt mir in Mengen schwer. Anders sieht es mit den Zwiebeln
aus. Ich mache mir morgens eine Zwiebel, so dass ich nur noch was Abschnibbeln muss und
die kommt dazu, auf Tahine so eine Art Sesampaste, Erdnussbutter und so weiter. Das
begrenzt den Appetit. Während ich bei Käse immer mehr essen könnte, zum Beispiel
Camenbert, aber auch andere Sorten und gar nicht aufhören kann. Der Effekt war so
deutlich, dass ich empfehlen kann, es gegen Gewichtsprobleme zu versuchen. Und Iris wies
dann noch darauf hin, das man die Abgase der Zwiebeln noch weiter nutzen könnte: Zum
Heizen! Das wäre dann die erste Krebsbehandlung, die Heizkosten spart!

Und danach gehe ich an das Valproat, was gefährlicher, dafür aber an real existierenden
bösartigen Tumoren mit Erfolg erprobt ist und zwar bei großen Tumoren. Das hat das
Quercetin nicht zu bieten. Es ist nur gegen die Darmpolypen auch am Menschen erprobt.
Insofern Valproat ist zwar gefährlicher, wird in den Nervenkliniken aber seit Jahren gegen
ganz andere Krankheiten eingesetzt, und Nervenärzte können damit umgehen,
virusinfizierte Zellen killt es über einen Umweg. Aber das später. Bis dann!

Im Juni 2007 hatte ich dann ein Rezidiv und ich habe mich entschlossen, Tagebuch zu
führen Und außerdem habe ich im Forum eine Diskussion zu dem Thema Neues
Lymphödem angefangen.

Text in den Internet-Archiven (archive.org): http://web.archive.org/web/*/http://www.erieping.de/elisabeth_rieping.htm

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